Short Cuts :: VON WOLFGANG DOEBELING

Michael Hall & And The Woodpeckers – Lucky Too (BLUE ROSE/IN-AKUSTIK)

Austin-Songwriter-Rock, musikalisch ungemein homogen und unaufgeregt, lyrisch konzise. Darin bestand ja schon immer Michael Halls Talent: das genaue Beobachten gesellschaftlicher wie privater Farcen und die meist lakonische Bewältigung derselben. Durchaus nicht ohne Feixen. Bei „Testify“ streckt Hall seine sonst nicht eben expressive Stimme auf Mick-Falsett, der ganze Track laviert zwischen „Fool To Cry!“ und „Fingerprint File“, ein anderer Song transportiert die Zeilen „Daddy’s generation/ Heard it all along/ The quieter the desperation/ The louder the song“ und heißt „Sometimes I Wish I’d Never Heard The Rolling Stones„. Doppelbödiges aus Texas. 3,5

Michael Weston King – Live In Dinky Town (TWAHI /CARGO)

Live-Aufhahmen des Good-Sons-Vfakalisten und Country-Kolumnisten King, teils solo, teils begleitet von Freunden wie Jackie Leven und Andy White. Mit letzteren Herren covert er Ronnie Lanes Folk-Hymne „Annie“, Townes Van Zandt bereichert das Repertoire, doch sind Kings eigene Songs stark genug, daneben nicht unterzugehen. 3,0

Jason Ringenberg – All Over Creation (BLUE ROSE/IN-AKUSTIK)

Dem kruden Cowpunk war der Ex-Scorcher schnell entwachsen, doch wo einst das Feuer der Nashville-Revolte loderte, hat sich immerhin genug Glut gehalten, um Ringenbergs Roots-Rundumschlag mit hinreichend Energie und Credibility zu versorgen. Für die beachtliche stilistische Bandbreite von „Creation“ sprechen schon die Namen der Gäste, von Tommy Womack bis Lambchop. Ringenberg covert Loretta Lynn und Jeffrey Lee Pierce, singt Honky Tonk, Folk und Rock’n’Roll. Höhepunkt indes ist eine in die Zeit des Bürgerkriegs transponierte Version von „Bible And A Gun“, die Ringenberg gemeinsam mit Steve Earle, dem Verfasser des Originals, zu Gehör bringt Beseelt 3,0

Duke Robillard – Living With The Blues (DIXIEFROG/FENN)

Als Blues-Gitarrist extraordinaire lebt es sich besser mit Session-Arbeit für Bob Dylan oder on the road als mit eigenen Tonträger-Veröffentlichungen für Blues-Hermeneutiker. Acht Jahre gingen deshalb seit Robillards letzter reiner Blues-LP ins Land, geändert hat sich nichts. Das Material stammt von Willie Dixon, Little Milton und Tampa Red, die Interpretationen sind ehrerbietig, die Instrumentation ist überaus gediegen, der Gesang adäquat kehlig. Was fehlt, ist Hitze. Davon hatte Robillards frühere Combo, die Fabulous Thunderbirds, mehr ab genug. Sleeping with the blues. 2,0

Gordon Haskell – Harry‘ s Bar (EASTWEST)

Gilt im UK als Novelty Act, der Mann. Weil er ältlich ist, Trad-Pop croont zu so bieder-bierdeckeligen Arrangements, dass sich Dire Straits daneben ausnehmen wie The Damned, und weil er keinen Video-Clip will. Nun, letztere Flausen wird ihm seine Plattennrma schon noch austreiben, doch die Sentimentalität in Haskells Stimme wirkt nicht aufgesetzt, die Nat-King-Cole-Pose ist keine. Dabei war der verschmitzte Brite mal Prog-Rocker und hat bei King Crimson gespielt „Harry s Bar“ bietet nur Schlummer-Drinks, aber gewiss nicht die übelsten. 2,5

The Arlenes – Stuck On Love (Loose/BMG)

Noch mal Britannien, noch ein Flashback. Steve und Stephanie Arlene haben die großen Country-Duette internalisiert, besonders George 8C Tammy, doch kennen sie auch ihre Everly Brothers inund auswendig. Schön traurig, mit lieblichem Twang. 3,0

Heron – The Brown Room (HUT/EMI)

Liverpooler Jung-Exzentriker mit selbstproduziertem Debüt zwischen wenig Genie und viel collagiertem Wahnsinn. Heron gibt mal Beck, mal Syd Barrett, immer unberechenbar und auf Album-Dauer irre anstrengend. 2,0

Dakota Moon – A Place To Land (EASTWEST)

Man hatte das US-Quartett noch in unguter Erinnerung als geschniegeltes R & B-Outfit mit so läppischen Songs, dass gar Jürgen von der Lippe anbiss. Gemessen daran, ist „Place“ fast vital. Rock-Riffs zu HipHop-Beats und Soul-Satzgesang. Boyz II Men meet Foreigner. 1,5

Warren G – The Return Of The Regulator (UNIVERSAL)

Westcoast-HipHop vom G-Funk-Man, die Beats kühl kalkuliert, die Reime natürich narzistisch und klischiert, randvoll mit Sex’n’Crime, aber mit passablem Flow. 2,0

Alexander O’Neal – Saga Of A Married Man (EAGLE)

Einer der feinsten Soul-Stilisten der 80er Jahre kehrt zurück, nach Flirts mit Drogen und Gospel, mit einem Konzept-Album über das Scheitern einer Ehe. Damit kennt sich O’Neal aus, war er doch viermal verheiratet Und das Singen hat er auch nicht verlernt: großartig, wie er zwischen Wut und Trauer changiert. 3,5

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