SHORT CUTS von Wolfgang Doebeling
Sid Griffin As Certain As Sunrise In den acht Jahren seit seinem letzten Solo-Album ist Sid Griffin Vater geworden, eine übermächtige Erfahrung, die nicht zuletzt auch seine Musik färbt, ins Melodieselige und Sentimentalische. Von „The Last Kentucky Waltz“, einem in Sepiatönen gehaltenen Familiengemälde aus der alten Heimat, bis zum hochheiligen Schwur „Written Upon The Birth Of My Daughter“ zieht sich ein warmes Gefühl innerer Ruhe und Versöhnung. Sogar wenn er die Flamin‘ Groovies auf Daunen bettet oder dem großen Texaner Doug Sahm ein Denkmal setzt, mithilfe von lan McLagan und lindem Twang. (Prima) 3,5 The Resentments Switcheroo Ein Live-Act wollten die Resentments anfangs nur sein, eine Manufaktur zur Erprobung von Material aus der Feder beteiligter Songschreiber wie Jon Dee Graham, Stephen Bruton oder Jud Newcomb. Doch dann gerieten die Auftritte so fulminant, daß ein Bedürfnis nach Tonträgern entstand, welches nun schon zum zweiten Mal befriedigt wird. Mit Songs aus eigener Fertigung natürlich, die sich sämtlich im Spannungsfeld zwischen Blues. Folk, Country und Rock bewegen, aber auch mit gediegenen Covers, etwa von Son House oder Creedence Clearwater Revival. (Blue Rose) 3,0 The Knitters The Modern Sounds Of…
Womit keiner rechnen konnte: 20 Jahre nach ihrem ingeniösen Country-Punk-Projekt, das nur eine (großartige) LP zeitigte, lassen Exene Cervenka, John Doe und Dave Alvin ein Sequel folgen, mit der Original-Rhythm-Section, Verve und Vision intakt, etwas gemessener im Takt. Vergnüglich. (Rounder) 3,5 The Greenhornes Sewed Soles Das Trio aus Ohio hat den Sixties-Beat internalisiert und dessen Signaturen im Schlaf drauf: Animals-Gitarren-Intros und Kinks-Riffs, Byrds-Jangle und Who-Chords, Stones-Bravado und Them-Blues. Auch die Songs gehorchen Sound-Schemata, und die Begeisterung scheint echt, nicht bloß nachempfunden. Freilich fehlt eine eigene Idee, ein Quentchen Genie. (V2) 3,0 Blondie Live By Request Es gibt überflüssigere und gewiß peinlichere Reunions, aber dieser Mitschnitt offenbart die prinzipielle Schwäche des Blondie-Aufgusses: Wo einst Pop war und Punk-Attitüde, ist jetzt Rock und „Rapture“. Debbies Stimme erreicht indes noch immer erogene Zonen. Forever yum. (Cooking Vinyl) 2,0 Sugababes Taller In More ways Nur wenige Jahre genügten diesen drei Grazien, um von gloriosen „Overload“-Höhen in jenes Tal einfältiger Tussigkeit zu rutschen, wo Aguilera die Schreckliche haust und von wo kein Ton ungequetscht entkommt. Na gut, ist leicht übertrieben, aber die Enttäuschung ist halt groß. (Island/Universal)2,5 Kim Carnes Chasin‘ wild Trains Man wird sich ihrer wohl ewig für „Bette Davis Eyes“ erinnern, beileibe keine ehrenrührige Affäre, doch 25 Jahre danach meldet sich Carnes aus Nashville zurück, mit ihrer unverkennbaren Raspelstimme, zu schimmernden Südes und rumpligem Piano. Keine üble Überraschung. (Cora Zong) 2,5 Jerry Douglas The Best Kept Secret Das Dobro ist ein wunderbar resonantes, schwer zu zähmendes Instrument. Doch Jerry Douglas hat es geschafft. In seinem virtuosen Griff klingt es tatsächlich zahm, wobei es technisch beachtlich ist, was der Saiten-Crack hier mit Bela Fleck oder Brill Frisell veranstaltet. (Koch) 2,0 Incogmto Eleven Feines Soul-Album vom verläßlichen Bluey Maunick und seiner Crew, wobei die Statik der Platte etwas unter den Uptempo-Dancefloor-Füllern ächzt, was aber locker kompensiert wird durch farbige, satte Bläsersätze in subtil arrangiertem Klangambiente. Elf Tracks, sieben Sieger. (Dome) 3,0