SOHN :: Tremors
Beats und Bässe sind auf Toph Taylors Debüt besser als die Lyrik
„Ich starb schon vor einer Woche/ Es ist nichts von mir übrig geblieben/ Mein letzter Atemzug wurde auf Video dokumentiert“: Der junge Mann, der hier in so heiterer Weise über seine Befindlichkeiten Auskunft gibt, heißt Toph Taylor und produziert seine Musik unter dem Namen Sohn; nach diversen Singles und EPs (und einer mäßig erfolgreichen Indie-Dance-Rock-Karriere unter dem Namen Trouble Over Tokyo) erscheint im April sein Debütalbum, „Tremors“.
Während Taylor mit weicher Stimme die Widrigkeiten des Daseins beklagt, klickern und stottern darunter zumindest zu Beginn Post-Dubstep-Beats und brummen magnetische Bässe; manchmal sind auch rhythmisches Schaben und Schnarren und eine Art präpariertes Klavier zu vernehmen. An den interessantesten Stellen – etwa im Eröffnungsstück, „Tempest“, und der Single „The Wheel“ – wird die Stimme zerfitzelt und wieder zu Beats zusammengefügt, was einen an James Blake erinnern kann. Freilich ist Taylors Umgang mit den elektronischen Mitteln weit weniger delikat als jener von Blake: Wo dieser Gesang, Effekte und Samples zu einer untrennbaren Einheit verschmilzt, bleiben bei Sohn musikalischer Vorder- und Hintergrund stets sauber voneinander getrennt. Dafür schmiegen sich die melodischen Hooks hier viel leichter ins Ohr als bei Blake, was man als größere Pop-Sensibilität begrüßen kann.
Leider ist Taylor wiederum als Lyriker kein sonderlich großes Licht, und zum Ende des Albums hin werden auch seine Beats banaler. An den schwächsten Stellen regredieren sie zu einer Art ungut begradigtem Skrillex-Pastiche mit zu viel Bums und Geklonk. Zu dem weinerlichen Gesang passt derlei musikalisches Muskelspiel schlecht. In den Konzerten von Sohn, die ich bisher habe sehen dürfen, wurden derlei Mängel indes durch eine federnde Live-Band gut aufgefangen.