Songwriter

Solche Dialoge geistern einem fast zwangsläufig durch den Kopf, wenn man einer Veröffentlichungsflut Herr werden will, die auch BUTCH HANCOCK zuguterletzt an unsere Gestade gespült hat.

„Junkyard In The Sun“ (Glitterhouse/ EFA GRCD 341), von Gurf Morlix (Lucinda Williams) samt Band umsichtig produziert, widerlegt den alten Mythos, wonach Hancock als Interpret fast immer hinter der unbestrittenen Klasse seiner mal kauzigen, mal hoffnungslos sentimentalen Texabilly-Epen zurückbleibt. Was nicht zuletzt seine Neufassungen von „If bu Were A Bluebird“ und „Boxcars“ beweisen, die schon das Repertoire seines besten „Kunden“ Joe Ely schmückten. Schöner Übergang: Die alte Ely-Truppe um Steel-Spezi Lloyd Maines und Akkordeon-Mann Ponty Bone stand RICHARD BUCKNER ausgerechnet in Hancocks Hometown Lubbock zur Seite, um dessen Debüt „Bloomed“ (Glitterhouse/ EFA GRCD 340) äußerst inspiriert mit authentischem Texas-Flavor zu veredeln. Dem steht in reizvollem Kontrast ein exzellenter Singer/ Songwriter gegenüber, der sich mit düsteren Ahnungen („22“, „Six ears“) und nostalgiefreier Rückbesinnung („This Is Where“) auf Anhieb eigenes Terrain erobert.

Wir bleiben noch ein bißchen in Texas. Dort, genauer in Dallas, residieren Jack O’Neill und Cary Pierce, die als JACKOPIERCE helfen, die Wartezeit aufs nächste Counting Crows-Album aufs Angenehmste zu verkürzen. Ahnlich wie die Kollegen von der Westküste kultiviert das Duo eine durchaus süchtig machende Aura milder Melancholie, ohne dabei aber in die peinigenden Untiefen völliger Selbstentblößung ä la Adam Duritz abzuschmirgeln. Einmal dürfen Sie raten, wer den warmen, klaren Akustik-Sound von „Bringing On The Weather“ (A&M/ IMS 540 223) produzierte? Richtig: T-Bone Burnett, wer sonst?

Von Hoboken nach Nashville. Trotz Verehrung durch namhaftere Kollegen und Emmylou Harris-Cover (Jerusalem Tomorrow“) schiebt DAVID OLNEY dort nach wie vor ein Exoten-Dasein. Aber ein Song wie „The Man On The Flying Trapeze“ paßt halt auch eher in eine Brecht/Weill-Revue als ins Repertoire des nächsten Country-Nobodies. Olney nimmt sich auch weiterhin die Freiheiten und Verschrobenheiten thematischer und musikalischer Natur, die seine Songs über den Tag wirken lassen. Das schmale Budget für ,^4che Of Longing“ (Veracity/ IRS 993.152) verführte ihn leider dazu, Synthesizer manchmal auch da einzuschalten, wo sie keine Akzente mehr setzen, sondern nur noch Räume über Gebühr zukleistern.

„Die besten Texte seit Bob Dylan„, flötete Joan Baez, als sie „Fiesh “ (Virgin 839770) von DAVID CRAY hörte. Beifall von der falschen Seite? Vielleicht. Doch reizvoll anzuhören ist schon, wie hier einer mit dem Mut und der schönen Verzweiflung der jungen Jahre an die Macht des Wortes glauben will und emphatisch gegen eine entschwindende Darstellungsform ansingt.

Um der Unterstellung, hier handele es sich um eine Art „Folk-Kolumne“, nicht noch weiter Vorschub zu leisten, schieben wir kurz KEL-VIN SALEM dazwischen. Den kannte man bisher als Sideman (Chris Hartford, Freedy Johnston) und Produzenten (Madder Rose). Auf seinem Debüt „Sotna City“ (Roadrunner/IRS 846260) haut Salem euphorisch-krachenden Songwriter-Rock (Rock!) heraus, von Niko Bolas (of Neil bung-Fame) ohne Netz und doppelten Boden stilgerecht inszeniert. Klingt wie Freedy Johnston minus Trauerflor. Oder sagen wir so: Wo der diese Komponente voll durchzieht, deutet Kevin Salem sie eher an.

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