Southside Johnny – Hearts Of Stone

Manche haben halt immer Pech. Wie Joe Grushecky und seine Houserockers, Bettye Lavette oder Mickey Jupp, die – alle endlos talentiert und ganz groß als Musikanten, Interpreten und/oder Komponisten – genau genommen nicht mal jene 15 Minuten wirklich berühmt waren, die nach Warhol jedem zustehen. Die Karriere von John Lyon und seinen Asbury Jukes hatte sich in frühen 70er Jahren zumindest vielversprechend angelassen, obwohl ihn kein Jon Landau zur Zukunft des Rock’n’Roll erklärte. Mit den ersten beiden Platten handelte sich die Band auch außerhalb von New Jersey reichlich Respekt ein. „Hearts Of Stone“ wurde als die bislang beste Studioproduktion der Band gefeiert – in demselben Jahr, als Robert Christgau zu Bruce Springsteens „Darkness On The Edge Of Town“ meinte, der sei entweder „an important minor artist“ oder aber „a rather flawed and inconsistent major one“. Nur ließ das Interesse des Publikums an dem, was Springsteens Kollege vorgelegt hatte, schon wieder merklich nach. Als ein Jahr später der Live-Mitschnitt „Havin‘ A Party With Southside Johnny And The Asbury Jukes“ erschien, eine der größten Platten in der Karriere dieser Gruppe überhaupt, schaffte die es nicht mal mehr in die Top 200 der „Billboard“-Hitparade.

Dabei hatten Miami Steve Van Zandt und Springsteen (von denen alle Songs auf „Hearts Of Stone“ stammten) so viele Stellvorlagen geliefert, daß die Plattenfirma soviel Mißerfolg als Zeichen verstand und den Vertrag löste. Die Produktion von Van Zandt war – zugegeben – nicht so genial wie die eines Jack Nitzsche, sondern weit bodenständiger und konservativer in Stax/Volt-Tradition. Aber das von ihm komponierte „This Time Babys Gone For Good“ hätte ideal auf das im selben Jahr 1978 erschienene Mink DeVille-Album „Return To Magenta“ gepaßt. Diese Ballade über ein anderes „mixed up, shook up girl“ klang wie eine große Drifters-Romanze. Springsteens Titelsong war nicht minder romantisches Liedgut („I can’t talk now, I’m not alone – so put your ear close to the phone/ This is the last dance, the last chance for hearts of stone…“), und seine Uptempo-Ballade „Talk To Me“ weckte einmal mehr Erinnerungen an die großen Jahre der Drifters. „Trapped Again“, ein Gemeinschaftswerk von Springsteen/ Lyon/Van Zandt, weckte andere Erinnerungen, diesmal an Motown-Soul. Bei keinem einzigen der restlichen Songs hatte Van Zandt Mittelmaß abgeliefert. Aber letztlich frönte er mit allen, auch so was wie dem sehnsüchtigen „Next To You“, seiner Vorliebe für große R&B-Traditionen. Will sagen: Unzeitgemäß wie dies melancholische Abschiedslied „Light Don’t Shine“ zum Schluß. Deswegen heute zeitlos gut.

An diese Klasse sollte John Lyon erst 1991 wieder anknüpfen, als Springsteen und Van Zandt wieder bei Southside Johnnys „Better Days“ assistierten – diesen Titel kennt man natürlich ebenfalls von Springsteen.

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