SPACEHOG – The Chinese Album :: WEA

Die haben es mit dem All und den Außerirdischen, und eigentlich wollten wir nach Bowies „Life On Mars“ und „Space Oddity“ und zahllosen Ausflügen ins Überirdische nichts mehr von solchen Spintisierereien hören. Dann kam, vor zwei Jahren, „Resident Alien“, ein Album von vier Engländern in New York, die sich gleich selbst als Aliens in der Fremde spiegelten. Der Glam sei zurück, hörten wir, die Band rockte, hatte Melodien und sah gut aus. Natürlich wurde nichts draus.

Zerstritten sollen sie auch immer mal wieder sein, gerade kürzlich, als sie für Interviews herumreisten und dann keine Lust mehr hatten. Was soll bloß werden aus Spacehog? „The Chinese Album“ hat mit China nichts zu tun – um so mehr mit Bowie, Roxy Music und überhaupt den britischen Stilisten (allerdings nichts mit Genesis, Yes, King Crimson!), auch mit dem verschwenderischen Breitwand-Sound von Steely Dan. Das ganze Programm: „Lucy’s Shoes“ etwa beginnt als Piano-Pop, wird zur Broadway-Nummer mit Streichorchester, dann Frampton-Gitarre und Music-Hall-Putzigkeit. Die Themen sind hier schön egal – „Mongo City“ ist natürlich komplett meschugge, aber mehr Bowie als der selbst seit 20 Jahren. Okay, es ist „Suffragette City“, doch langsamer.

„The Chinese Album“ könnte eine Konzept-Operette sein, aber die Songs dauern selten mehr als vier Minuten, deshalb sind so viele Hits drauf. Die 70er Jahre sind bei Spacehog ein Wanderzirkus, in dem die erstaunlichsten Momente noch einmal im Potpourri geboten werden. Manchmal erscheinen hinter dem Vorhang so unvergeßliche Figuren wie Sailor mit ihrem kleinen Klavier, Madness oder XTC. Manchmal stehen da auch pompöse Theatraliker (Queen oder so) und Hymniker wie Jack Bruce und Scherzbolde wie They Might Be Giants. Und manchmal grüßt Frank Zappa unterm Zylinder, nur der Zynismus fehlt.

Man muß sich diese Typen also vorstellen wie Ween, deren Maskeraden und Hanswurstiaden ja auch hohen Unterhaltungswert, aber kaum Bleibendes haben. Die neuerdings zu kritisierende Gratis-Ironie mit Augenzwinkern ist nicht am Werk, denn diese Musik funktioniert ohne doppelten Boden, es ist keine Musik-Musik, keine Comedy, keine Clownerie. Eher schon Liebhaberei. Wer Ben Folds Five sagt, muß auch Spacehog sagen. Damit wir uns ungefähr verstehen.

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