Stephan Thome :: Gegenspiel

Die Geschichte einer 20 Jahre währenden Ehe, die Erinnerung an die Liebesschwüre der Jugend – ausufernd, detailbesessen, ein Hin und Her der Rückblenden: Im Roman „Fliehkräfte“ (2012) erzählte Stephan Thome all dies aus der Sicht des Philosophieprofessors Hartmut Hainbach, der kurz davor steht, den Reset-Knopf des Lebens zu drücken. Auf fast 500 Seiten führte dieser Selbstfindungstrip durch Südeuropa und die deutsche Provinz. Jetzt erzählt „Gegenspiel“ dieselbe Geschichte, jedoch aus der Perspektive der portugiesischen Ehefrau Maria, die es vor der Hochzeit ins alte West-Berlin verschlug. Großartig gelingt Thome die Beschreibung des Biotops Kreuzberg und der Theaterszene, Metapher für das Aufkeimen und Zerplatzen von ideologisch und ökonomisch geprägten Lebensentwürfen. Thome hat die beiden Romane zu einem überzeugenden, dialoglastigen Gesellschaftspanorama ineinander verzahnt. (Suhrkamp, 22,95 Euro)

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