Steve Earle – Transcendental Blues E-Squared/Epic/Sony

„The Mountain“ musste bestiegen sein, herunter kam Steve Earle dann aber schneller, als ihm lieb war. Das Bluegrass-Projekt mit der Del McCoury Band, musikalisch höchst erfolgreich, scheiterte an der Disparität von Lebensauffassungen. So sehr sich Earle mühte, seinen massigen Körper in Anzüge zu zwängen und seine Zunge im Zaun zu halten, so indigniert zeigten sich McCoury Senior und seine gebügelten Boys, wenn der Ex-Junkie, Ex-Knastbruder und ewige Rocker mal durchblicken ließ, wofür er steht. Vor Publikum ließ sich das noch drapieren, hinter der Bühne und on the road jedoch war die Verstellung nicht lange durchzuhalten. Earles militantes Eintreten gegen die Todesstrafe sorgte bei der Bluegrass-Klientel bisweilen für Befremden, sein schnoddriger, mit derben Flüchen gewürzter Umgangston für schieres Entsetzen. When two worlds collide…

Mit „Transcendental Blues“ hakt Steve Earle die Forschungsexpedition in Bluegrass-Gefilde keineswegs endgültig ab. „Until The Day I Die“ könnte gar ein Outtake aus den „Mountain“-Sessions sein. Doch kaum ist der letzte Akkord verklungen, hört man den Künsder höhnen: „Always remember friends, there’s no room for vulgarity in bluegrass.“ Bitterkeit, Sarkasmus, Trotz, Wut. „Wandel ist alles“, tröstet sich der Enttäuschte.

Und bietet über 15 Songs und 50 Minuten einen fast repräsentativen Querschnitt durch sein bisheriges Schaffen, ein Patchwork aus Stimmungen und Sounds. Nur der frühe Rockabilly fehlt, alles andere klingt zumindest an. „Lonelier Than This“ steht für „Train A-Comin“, I Can’t Wait“ könnte „I Feel Alright“ entstammen, „All Of My Life“ und „Everyone’s In Love With You“ gemahnen an „El Corazon“. Im Kern ein Rock-Album und atmosphärisch oft nur einen Steinwurf entfernt von den Brechern und Stampeden auf „Exit 0“ und „Copperfield Road“, begeben sich Steve Earle und seine Dukes dennoch nie in die stilistischen Niederungen dieser Platten, will sagen: Auf „Transcendental Blues“ ‚wird nicht geschweinigelt. „Johnny Come Lately“ erlebt eine Wiederkunft in „The Galway Girl“, von Sharon Shannons Akkordeon-Schwung geadelt und irisch geerdet „I Don’t Want To Lose You Yet“ könnte mit seinem satten Twang in „Guitar Town“ zu Hause sein. In „When I Fall“ duettiert Steve mit Schwester Stacey, und die beiden harmonieren wie eine Hillbilly-Ausgabe von Springsteen & Scialfa. Ist für jeden was dabei, wenn Steve Earle rockt.

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