Steve Winwood – About Time :: Sanctuary

Steve Winwood hat wesentliche Teile seiner Solo-Karriere, zumal der späten, nicht eben kühn bestritten. Eher musste man (zu) oft den Eindruck gewinnen, er laviere sich so durch zwischen Trend-Ansprüchen, Marketing-Vorgaben und einem Rest an Musiker-Seele. Während der alte Gefährte Jim Capaldi bitter beklagte, dass die Traffic-Reunion nach „Far Front Home“ (1994) schon wieder zu Ende war, bevor sie richtig spannend hätte werden können.

Da überrascht es doch, wenn sich Winwood jetzt kräftig Asche aufs eigene Haupt kippt. Es gebe, sagt er, schon Künstler, die mutig genug seien, fixe Plattenfirmen-Ideen komplett zu ignorieren. Er könne aber „nicht sagen, dass ich immer so mutig war – und es ist ein Verlust für mich, dass ich es nicht war“. Jetzt kann sich Winwood zumindest den Mut sparen: eigenes Label, selbstproduzierte Live-Aufhahmen im Heimstudio, im Kern-Trio mit Gitarrist Jose Neto und Drummer Walfredo Reyes Jr., dazu Gasteinlagen an Congas/Timbales, ein bisschen Sax, Flöte. Einen Bass braucht’s nicht mehr, wenn die Hammond B-3 des Meisters so dominant orgelt, als wolle ihm Jimmy Smith höchstpersönlich die Prüfung abnehmen.

Geläutert gibt sich Winwood auch in vielen Songs, die er teils gemeinsam mit Gattin Eugenia schrieb. Eine verdächtige Konstellation, die aber mit der gospelnahen Durchhalteparole „Take It To The Final Hour“, der Loser-Studie „Bully“ und dem akustischen „Horizon“ durchaus vorzeigbare Resultate bringt. Co-Autor Neto entfuhrt Winwood mit „Cigano“ und „Domingo Morning“ auf Latin-/ Afro-Terrain. Was nicht so überflüssig erscheint wie Timmy Thomas‘ „Why Can’t We Live Together“ als einziges Cover. Auch die Langstrecke (im über elfminütigen „Silvia“) schien bei Traffic doch besser aufgehoben. So lebt „About Time“ – neben der Hammond – vor allem von einer Soul-Stimme, die kaum an Strahlkraft eingebüßt hat. Ein paar wirklich gute Songs mehr hätten aber auch nicht geschadet.

Vielleicht sollte Steve Winwood doch bald mal wieder Jim Capaldi anrufen. Wenn dessen Schmerz über dieses Album verwunden ist.

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