Steven Soderbergh – Che – Teil 1 & 2 :: Start 11. Juni; 23. Juli

„Jeder kennt sein Gesicht. Kaum jemand seine Geschichte“, steht auf dem Plakat. Das ist ein schöner, knackiger Slogan, um das schwierigste Filmexperiment der letzten Jahre zu vermarkten —aber nur die halbe Wahrheit. Es wird noch mal suggeriert, was man schon vor Drehbeginn gehört, was sich jedoch leider nicht erfüllt hat: das umfassendste Porträt von Che Guevara —Argentinier, Arzt und Revolutionär-, inszeniert von Steven Soderbergh, einem der letzten Guerillakämpfer Hollywoods. 70 Millionen Dollar haben die 270 Minuten des zweiteiligen Werkes verschlungen. Zehn Jahre will Soderbergh dafür recherchiert, geplant und gedreht haben. Und nun sieht man nicht mehr, als man im Brockhaus von 1973 nachlesen kann.

Beflissen hakt Soderbergh die Stationen ab. „Che — The Argentine“, der in Deutschland unter dem Titel „Revolucion“ läuft, schildert die Erlebnisse von 1956 bis 1959: Che (Benicio Del Toro) trifft Fidel Castro (Demian Bichir) in Mexiko, setzt mit einigen Kampfgefährten nach Kuba über, liefert sich Scharmützel mit Soldaten des Diktators Batista und hält schließlich vor der Uno in New York eine selbstbewusste Rede, deren Szenen Soderbergh immer wieder in den Verlauf montiert. Der zweite Teil „Che — Guerilla“, der erst am 23. Juli anläuft, behandelt die Zeit zwischen 1965 und 1967, als der von Castro enttäuschte Che seine revolutionären Utopien in Bolivien realisieren will — und dabei umkommt.

Triumph und Tod – das Konzept zweier ähnlicher, aber gegensätzlich endender Episoden ist durchaus schlüssig. Der erste Teil strotzt vor kämpferischen Idealen, Willensstärke und der Begeisterung des Volkes, der zweite kündet von Desorientierung, Frustration und dem Unmut der bolivianischen Bevölkerung gegenüber den fremden Revoluzzern. Zwischendurch jedoch verliert Soderbergh sich immer wieder in redundanter Detailversessenheit. Einmal verwendet er ein halbe Stunde allein für eine Gefechtsdarstellung. Und immer wieder muss man Che dabei zusehen, wie er Verwundete behandelt, Kinder unterrichtet, Essen beschafft und seine Kämpfer diszipliniert. Revolution ist hier kein Abenteuer, sondern harte Arbeit. Das mag authentisch wirken, zudem Soderbergh mit einer handlichen Digitalkamera gefilmt hat, allerdings langweilt diese trockene Anleitung in Sozialismus und Guerillatechnik bald.

„Hanging around with Che“ nennt er das. Als wollte er bloß nicht in den Verdacht geraten, ein typisches Biopic abzuliefern, hat er dem Film jeglichen emotionalen Spannungsbogen ausgetrieben. Begleiter wie Ches Geliebte Tania (Franka Potente) tauchen plötzlich auf und ab. Zudem kommen Che niemals Zweifel. Die vorhandenen-Grau töne in Guevaras Leben vernachlässigt Sorderbergh — für ihn wohl nur psychologisierender Firlefanz. So vermeidet er zwar Pathos, aber auch eine Haltung, und trägt so zum sattsam bekannten Mythos vom „heiligen Che“ bei. Dazu unterschlägt er dessen Zeit als Kubas Wirtschaftsminister und sein Scheitern im Kongo – beides für diese Biografie entscheidend.

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