Street Corner Symphonies Vol. 11-15 :: Die dritte und letzte Tranche der musikhistorischen Reihe

Die Morgenröte der Soul Music in Memphis, Detroit und Muscle Shoals, Alabama, das Folk-Revival im Village und die Wiederentdeckung der großen Blues-Originale des Südens brachten Ende der 50er-Jahre in der Geschichte des populären Liedes höchst erfreuliche Entwicklungen in die Gänge. Doo Wop erlebte damals seine letzte Hochblüte – mit manchmal schlichten, aber auch immer raffinierter produzierten Ohrwürmern nicht zuletzt von Jerry Leiber und Mike Stoller. Die Fireflies beeindruckten den kleinen Paul Simon so nachdrücklich, dass er an sie viele Jahre später in einem wunderbaren Song erinnerte. Unvergessen blieb nicht nur Robert Plant (der es mit den Honeydrippers coverte) immer „Sea Of Love“ von Phil Phillips With The Twilights. Hits dieser Ära inspirierten Joni Mitchell Jahrzehnte später gleich zu mehreren Songs ihres Albums „Wild Things Run Fast“.

Zu den populärsten Boygroups dieser Jahre gehörten etwa die neu formierten Drifters, die Flamingos, Coasters und Dion &The Belmonts, die 1959 Evergreens wie „There Goes My Baby“,“I Only Have Eyes For You“, „Charlie Brown“ und „A Teenager In Love“ vorlegten. Technisch gesehen war das, was die Isley Brothers in dem Jahr erfolgreich mit „Shout“ vortrugen, zwar von kirchlichem Gesang inspiriert. Aber ausgesprochen fromm klang die Botschaft nicht. Aus dem Geiste des Doo Wop geboren war auch der Girl-Group-Pop, zu dessen prominentesten Vertretern die Shirelles mit Liedern wie „Dedicated To The One I Love“ wurden.

Neben diesen Hits präsentiert Volume 11 der „Street Corner Symphonies“-Serie von Bear Family auch wieder One-Hit-Wonder-Phänomene und Gruppen, die man streng genommen eher dem Genre des Rhythm & Blues zurechnen würde. Sein Comeback feierte Maurice Williams 1960 mit den Zodiacs. An deren Nummer-eins-Hit „Stay“ erinnert man sich heute wohl vor allem deswegen, weil Jackson Browne und David Lindley als ganz große Fans des Liedes dasselbe für die LP „Running On Empty“ wieder aufnahmen. Ihren größten Erfolg

feierten damals Hank Ballard & The Midnighters mit „Let’s Go, Let’s Go, Let’s Go“, nicht nur Nummer eins der Rhythm & Blues-, sondern auch Platz sechs der Pop-Hitparade. Den ersten richtigen Hit hatten in dem Jahr die Miracles – mit „Shop Around“. Aber nicht den wählte Bill Dahl für Vol. 12 der Serie aus, sondern die nicht ganz so bekannte Single-B-Seite „Who’s Lovin‘ You“.

Die letzten drei Folgen dokumentieren Doo Wop in verschiedenen Phasen des Übergangs -zu Soul (mit „Please Mr. Postman“ von den Marvelettes) und mehr noch zu Pop („Runaround Sue“ von Dion mit den Del-Satins). Berühmtester nostalgischer Nachruf auf all diese Ohrwürmer wurde „Those Oldies But Goodies (Remind Me Of You)“ von Little Caesar & The Romans. Großzügig wird auch „Sherry“ von den Four Seasons unter Doo Wop subsumiert.

Am Ende rechnete man auch die Chiffons (mit „He’s So Fine“) und die Ronettes von „Be My Baby“ zur Doo-Wop-Klassik des Jahres 1963. Das mag John Dahl in den Liner Notes zwar nicht näher begründen. Aber sehr instruktiv sind die Anmerkungen trotzdem auch diesmal.(Bear Family Records) FRANZ SCHÖLER

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