Syd Matters – Someday We Will Foresee Obstacles
Komischer Künstlername, den sich der junge Franzose da ausgedacht hat: Syd steht wohl für den genialen Wirrkopf Syd Barrett, das angehängte Matters soll dessen Wichtigkeit noch unterstreichen. Und tatsächlich klingen die sanft psychedelischen Lieder des 24jährige Jonathan Morali nach einem ausführlichen Studium der frühen Pink Floyd und verwandter Musiker. Robert Wyatt, Nick Drake oder Radiohead werden aufgelistet, aber (noch) nicht erreicht.
Dazu klingen die zwölf Lieder des Albums zu sehr aus verschiedenen bekannten Komponenten zusammengesetzt, ist die Stimme ein wenig zu ängstlich, fehlt die individuelle Besessenheit. Dafür gibt es eine sehr schöne, schwebende Verletzlichkeit. Ein vorsichtiges Suchen nach möglichen Verbindungen zwischen zart gezupften Gitarren und dezenter, leicht elektronischer Kammermusik. Von den eher experimentellen Ansätzen des Folktronica-Genres ist „Someday We Will Foresee Obstacles“ dabei recht weit entfernt. Die Sehnsucht eines Erlend Oye liegt näher, einzelne Arrangement-Ideen (und gelegentlich auch die Stimme) erinnern an die Kaminfeuer-kompatiblen Lieder des letzten Eels-Albums.
Es gibt viel Cello und Glockenspiel auf dieser zweiten Platte von Syd Matters, der Erstling entstand noch mutterseelenallein im eigenen Schlafzimmer. Sich von den Musikern der eigenen Live-Band unterstützen zu lassen, war eine gute Idee. Beim folkig minimalistischen „I care“ ist auch Euros Childs, der Sänger von Gorky’s Zygotic Mynci, mit dabei. Das mit Streichern und allerlei unverstärkten Gitarren opulent arrangierte „Someday Sometimes“ ist einer der Höhepunkte, der Anfang von „Passe Muraille“ mit seinem dissonant sägenden Cello dagegen etwas unheimlich. Doch schnell ändert sich die Stimmung, und die Sonne geht mit Syds Gesang auf. Keine Frage: Eines Tages werden wir Hindernisse voraussehen und souverän umschiffen. Und mit Syd muß man rechnen.