Tagebuch einer Reise

„Tagebuch einer Reise“ von Craig Thompson ist nicht „das so genannte nächste Buch“, so der Autor in der Einleitung bescheiden, also nicht der Nachfolger zu „Blankets“, diesem wundervollen Comic-Ziegelstein über seine Frömmler-Kindheit in Wisconsin (39 Euro)(5), sondern ein Skizzenbuch von seiner Promotion-Tour durch Europa und einer Recherche-Exkursion nach Marokko. Aber das reicht völlig. Thompson skizziert Kollegen, Freunde, Stadtansichten, Landschaften in Wort und Bild, läßt sich vom jeweiligen intellektuellen Luftzug anwehen, kolportiert die Anekdoten der anderen, vor allem aber beschreibt er sich: klug, aufrichtig, sympathisch bescheiden und immer hübsch selbstironisch. Ob er den Reise-Dünnschiß einerseits, die garstige Verstopfung während einer Wüstenwanderung andererseits beklagt, seine schmerzhafte Arthritis, seine Paranoia als Ami in einem muslimischen Land oder auch seinen Liebeskummer reflektiert, das ist fast immer frei von Larmoyanz.

Und wenn ihn doch mal das Selbstmitleid einzusülzen droht, zeichnet er einfach sein kleines knubbeliges Comic-Über-lch daneben, das ihm die Leviten liest: „Du bist nur weinerlich & egozentrisch & dabei blind für das wahre Leiden um dich herum.“ Eine solche Selbstentblößung muß man sich erst mal trauen. Und der Artifex zeigt sich auch in diesem vermeintlichen Nebenprodukt! (16 Euro)

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