Tantric
D a sitzen sie in der Garderobe eines Football-Stadions irgendwo in den USA. Durchgeschwitzt, aber glücklich, wähnen sich drei junge Männer am Ziel ihrer Träume. Gitarrist Todd Whitener, Drummer Matt Taul und Bassist Jesse Vest von Days Of The New haben für ihr Debütalbum eine Platin-Auszeichnung entgegennehmen können, sie sind fast stündlich auf MTV zu bestaunen, und eben noch rissen sie – als Opener für ihre Vorbilder Metallica – 60 000 Rockfans zu Begeisterungsstürmen hin. Da kommt aus heiterem Himmel der Dad ihres noch nicht ganz volljährigen Sängers und Songschreibers Travis Meeks hereinspaziert und erklärt dem Trio unumwunden, dass sein Sohnemann künftig ohne die Dienste der drei auszukommen gedenkt.
Was tun? Meeks kurzer Hand windelweich prügeln? Zurück nach Louisville, Kentucky fahren und gesenkten Blicks den Besitzer der lokalen Tankstelle anbetteln, um den vor ein paar Wochen großspurig gekündigten Aushilfsjob zurückzubekommen? Oder sich vielleicht doch lieber einen neuen Sänger und Bandnamen suchen?
Der neue Frontmann heißt Hugo Ferreira, kommt aus Detroit, und seine Stimme klingt etwas nach dem frühen Eddie Vedder. Zusammen schreiben sie Songs wie das an Ferreiras Lieblingsband, die Kanadier The Tea Party, erinnernde „TU Stay Here“ oder die sehr Soundgarden-ähnliche Dampframme „Revillusion“. Das klingt überhaupt nicht neu, strotzt aber nicht nur vor Kraft, sondern wird noch dazu mit Herz und technischem Können vorgetragen. So auch die Power-Ballade „Mourning“, die bei Scott Stapp und seiner Band Creed durchaus ein paar graue Haare sprießen lassen dürfte.
Dazu kommt die Kunst von Producer Toby Wright, der das Quartett für „Frequency“ und „Astounded“ noch flott in die Geheimnisse des mehrstimmigen Lead-Gesangs einweiht, den schon seine ehemaligen Schützlinge Alice In Chains bis zur Perfektion getrieben hatten.