Teenage Fanclub – Howdy
Pop ohne Paranoia: Das schottische Trio lässt es forsch und freudig klingeln
Die Befürchtungen, Teenage Fanclub könnten nach dem plötzlichen Ende von Creation sang und klanglos in der Versenkung verschwinden, haben sich – Eureka! – nicht bewahrheitet. Die schottische Beatcombo, musikhistorisch das Bindeglied zwischen dem Postcard-Pop von Aztec Camera und Travis, wurden von Sony übernommen. Ihrer ungebrochenen Popularität wegen fraglos, aber auch, man staunt, aus ästhetischen Erwägungen. Die drei Songkünstler, so entnehmen wir dem rührend radebrechenden Pressetext, „sind gesegnet mit einem süßen Melodizismus, der es dem Körper unmöglich macht, sich unglücklich zu fühlen“. Ausdruck sechs, Inhalt zwei plus.
Tatsächlich grenzt es an ein Wunder, wie sich Norman Blake, Gerard Love und Raymond McGinley in regelmäßigen Abständen zu so unverschämt positiven Pop-Statements aufraffen können. Wer verbiestertes Gutdraufsein dahinter vermutet, liegt dabei ebenso schief wie jene Skeptiker, die dem Trio gern Trivialität unterstellen. Wahr ist, dass wir die reiche schottische Tradition in Sachen Sunshine-Pop einem Menschenschlag verdanken, der sich von dem in unseren Breitengraden ums Ganze unterscheidet, wenn es um die Bewältigung des Alltags geht.
Während bei uns Überdruss und Dekadenz den Ton angeben und die verwöhntesten Luxusgeschöpfe bereits zu winseln beginnen, wenn ein paar Regentropfen fallen, hat man sich im Norden Britanniens ein inniges und einvernehmliches Verhältnis zu Natur und Klima bewahrt. Lust an jedem Wetter statt Weinerlichkeit. Eine Einstellung gegenüber den Unabänderlichkeiten des Lebens, die im Übrigen auch das Miteinander der Menschen dort bestimmt.
Unvoreingenommenheit, Aufrichtigkeit, Respekt. So viel Argwohn und Missgunst, so viel Hadern mit Wolken und Wind, wie in einem einzigen deutschen Eigenheim zu Hause, gibt es in ganz Schottland nicht. „The sky in my mind is always blue“, singt Norman Blake in fast jedem Song auf „Howdy!“, einmal wörtlich, sonst sinngemäß. Die Arrangements sind korrespondierend luftig und hell, die Gitarren klingeln, Keyboards spenden Farbe. Schön.
Teenage Fanclub, so diagnostizierte der „NME“ neulich, seien „oblivious to trends“ und „in a perpetual State of bonhomie“. Das vielleicht nicht, aber auf „Howdy!“ dominieren sie schon: Trendferne und Freundlichkeit. Das britische Gegenstück Jayhawks-Album „Smile“.