Teitur :: Let The Dog Drive Home

Der Däne hat seine Songschreiber-Kunst noch weiter verfeinert.

Hatte man Teitur Larssen schon bei der Veröffentlichung seines Debütalbums 2003 für einen fertigen Künstler gehalten, erlebte man in den folgenden Jahren einige Überraschungen. Der Sänger von den Faröer-Inseln nahm auf den Alben Nummer zwei und drei eine variantenreiche Verfeinerung vor. Schon beim zweiten Album griff der oft angestellte – aber ohnehin zu kurz greifende – Vergleich mit John Mayer nicht mehr, weil Teitur die nordische Sonderbarkeit dem US-amerikanischen Mainstream vorzog. Der US-amerikanische Mainstream jedoch zog Teitur vor und bescherte dem Künstler einigen Erfolg in Übersee.

Beim dritten Album, „The Singer“ von 2008, klang Teitur wie Paul Simon, der „Swordfishtrombones“ nachsingt – die Harmonien wurden komplexer, das omnipräsente Orchester spärlicher, abstrakter, eben souveräner eingesetzt, das Liedgut insgesamt kunstfeiner. In Dänemark gab es Preise, Preise, Preise, doch der Rest der Welt fand Teitur etwas zu obskur oder etwas zu weinerlich, je nach dem.

Das neue Werk, „Let The Dog Drive Home“, stellt nun nach der Reifung der musikalischen Finessen die Reifung des Menschen Teitur aus. Der Sänger klingt erwachsener als zuvor und scheint persönlichere Themen gewählt zu haben. „All you do is make me feel good“, singt er im geflüsterten, auf Zehenspitzen gehenden Opener. Dann eine umstandslose Adresse an den Allmächtigen, dem Teitur sich ergibt, ganz schlicht, einfach so. Ein Sänger war Gitarrenjunge Teitur schon auf der letzten Platte geworden, jetzt ist er sogar ein richtiger Interpret von einer Art weißem Soul – in einigen Songs croont Teitur in weit geöffneten Hallräumen, als wäre er der Mick Hucknall der Indie-Songwriter-Musik.

Es kommt auch etwas des niedlichen Folkpop der ersten Tage zurück, namentlich in dem zärtlichen „Waverly Place“ oder dem nicht nur inhaltlich amerikanischen „You Never Leave L.A.“.

Vielleicht ist Teitur jetzt der fertige Künstler, den mancher schon beim Debüt zu erkennen glaubte. Jedenfalls hat er ein großes Arsenal an musikalischen Möglichkeiten und ist nicht mehr nur guter Schreiber und Arrangeur – sondern auch ein famoser Sänger. (Earmusic/Edel)

Jörn Schlüter

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