Terry Gallier – Alive
Everyone should own a Terry Callier album“, meinte Gil Scott Heron neulich, und da man das durchaus so sehen kann – warum nicht dieses? Live aufgenommen im Londoner Jazz Cafe 1998 und 2000, ist das Album zwar keins von Calliers besten, stellt aber einen hingebungsvollen Musiker vor, dessen Konzerte in der Regel niemand verlässt, ohne nicht mindestens eine Träne oder zwei zerdrückt zu haben.
Terry Callier wäre ein lebender Mythos, zöge er es nicht vor, ein Mensch zu sein. Gesegnet mit einer Stimme, die zu den unbestreitbar schönsten der Welt zählt und gesanglichen Talenten weit über dem Schnitt, widmet er dem „Ordinary Joe“ ein Lied und überführt einen süßlich anmutenden Songtitel wie „What Color Is Love?“ sacht, aber bestimmt in den Status maßvoller philosophischer Reflexion: „How can you receive/ If you’re not a believer?“, und später: „If love doesn’t last/ Does it live in the past?“
Jazz-verbrämter R&B mit 70er-Jahre-Prägung mit starker Neigung zum Zeitlosen ist sein Territorium. Typisch die rhythmische Akzente setzende Querflöte und die beständige Funkyness. Curtis Mayfield, mit dem Terry in Chicago aufwuchs, ist nah, nicht zuletzt auch in den sozialen Anliegen und Anklagen, die Callier formuliert.
Eindrucksvoll vor allem das bedrückende „Lament For The Late AD“ für und über Amadou Dialli, der 1999 unbewaffnet von der New Yorker Polizei getötet wurde. Eine brisante thematische Wahl, angemessen beschämend für die derzeit im R&B üblichen Standards „Vögeln“, „Vor der eigenen Tür kehren“ und „Phil Collins“.