The Afghan Whigs :: Do To The Beast
Die Seele des Grunge meldet sich nach 16 Jahren zurück
Die schlechte Nachricht: Rick McCollum fehlt beim Comeback der Afghan Whigs. Die gute: Clay Tarver, Dave Rosser, Jon Skibic oder Mark McGuire können auch sehr ordentlich Gitarre spielen. Da ist zum Beispiel das fiese Lick, mit dem Tarver (Bullet Lavolta, Chavez) die mürrisch-sture Hardrocknummer „Parked Outside“ aufmischt, mit der „Do To The Beast“ beginnt, oder die flackernd-flimmernde Soundwolke, in die Mark McGuire (Emeralds) „The Lottery“ hüllt.
16 Jahre Pause hat die Band hinter sich, die mit ihren mit Soul aufgeladenen Grunge-Variationen Klassiker wie „Gentleman“ (1993) und „Black Love“ (1996) schuf. Nach einem gemeinsamen Auftritt mit Usher (!) beim South By Southwest Festival in Austin/Texas hat Greg Dulli 2013 seine alte Band wiederbelebt. Der Auftritt mit dem R&B-Superstar scheint keine bleibenden Schäden hinterlassen zu haben. Auch nicht, dass Ushers musical director Johnny „Natural“ Najara bei „Do To The Beast“ mitmischt. Im Gegenteil. Das Comebackalbum bietet Vertrautes – Dullis expressiven Gesang zum Beispiel oder die vom Grunge beseelte Lust an dramatischen Songerzählungen –, entdeckt aber auch neue Schattierungen, etwa wenn Najara „It Kills“ mit bizarren Wah-Wah-Effekten verziert, während Greg Dulli wieder mal davon singt, dass er es eigentlich hätte besser wissen sollen. Ja, ja, noch immer schreibt Dulli am liebsten über dunkle Obsessionen und Außenseiter – nachzuhören auch in „These Sticks“ oder „I Am Fire“.
Auch ohne Rick McCollum finden die Afghan Whigs ihren harsch-empfindlichen Ton wieder. Etwa wenn durch „Matamoros“ ein verstörter Twist, ein orientalisches Geigenmotiv und eine wuselige Gitarre irren, wenn Dulli sich in der Midtempo-Ballade „Algiers“ hinwegträumt oder wenn „Lost In The Woods“ sich an einem Klavierostinato entlangschlängelt und sich später von einem Streichquartett begleitet sogar fast in einen Popsong verwandelt.