The Beautiful South – Gaze

Die gute Nachricht zuerst. Paul Heaton ist weder Bono noch Sting. Behauptet er zumindest von sich in „Just A Few Things That I Ain’t“, der ersten UK-Single aus diesem Album. Die schlechte Nachricht ist womöglich, dass Paul Heaton trotz des Umzugs nach Manchester und frischer Vaterschaft immer noch Paul Heaton ist. Sie wissen schon, der sympathische Lad mit dem leisen Lächeln um die Lippen, immer ein bisschen ironisch, nie wirklich sarkastisch. Als „affront“ (wie der „Guardian“) muss man seine fortwährende Präsenz ja nicht gleich werten, mehr als ein achselzuckendes „So what?“ ist aber auch nicht drin.

Drei Jahre immerhin haben The Beautiful South pausiert, und in der Zeit außer der zweiten „Best Of“-Compilation („Solid Bronze“) wenig mehr gefunden als eine neue Sängerin, Alison Wheeler, die sich im getragenen „Get Here“ auch mal ein bisschen exponieren darf und in „The Gates“ mit Heaton gar am Himmelstor klopft. Musikalisch passiert hier so gut wie nichts. „Gaze“ ist fast unfassbar bieder und langweilig. Brit pop in a coma. Mit Pro-Tools habe man ein bisschen experimentiert, auch mit einem anderen Produzenten, lässt die Band wissen, um dann doch wieder in den vertrauten Schoß von Jon Kelly zurückzukehren. Das war wohl ein Fehler.

Fast möchte man es schon wieder sympathisch finden, wie ambitionslos sich The Beautiful South beim akustischen Äquivalent einer Tasse Tee um fünf in ihrem Stübchen einrichten, immer ein paar Liedchen wie „Pretty“ und, „Let Go With The Flow“ auf den Lippen, die man sofort mitpfeifen könnte. Und dann gleich wieder vergessen kann.

Zum Albumtitel redet Heaton irgendwas von „Tiefgang“ und dass es ja auch einen Song über Schwule gäbe, gays halt. Ach so! Der Song heißt dann „101 % Man“ und weiß am Ende nicht mehr, wo er anfangs hinwollte. Ganz hübsch ist noch die Metapher in „Sailing Solo“, wo die großen Kapitäne und Eroberer die Fallhöhe, aber auch die Chance im kleinen, alltäglichen Scheitern am Nächsten vorgeben. Zum Schluss wollen Beautiful South Trost beim Altern spenden und tanzen „The Last Waltz“. Wir setzen da lieber mal eine Runde aus.

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