The Beautiful South – Painting It Red
Mit einem dezenten Gruß an Fatboy Slim fängt alles an: Beautiful South eröffnen ihr siebtes Album mit der unerwartet beatlastigen Single „Closer Than Most“, die Norman Cook, ihrem Band-Kollegen zu Housemartins-Zeiten, aber wohl kaum ein Achselzucken kosten dürfte. Ansonsten sind die Höhepunkte von „Painting It Red“ rasch abgehandelt: „Masculine Eclipse“ berichtet ganz vergnüglich vom Kursverfall verflossener Lebensabschnittsgefährten im Auge der weiblichen Betrachter, in „Hit Parade“ beklagt Paul Heaton launig, dass Dichter, Denker und Musiker sichbisher geweigert haben, ihm einen Vers auf den Leib zu schreiben.
Dass das nett beschwingte Sommerstück „Til You Can’t Tuck It In“ schon zu den Sahnestücken dieser Platte zählt, sagt alles – denn auf früheren Werken des Sextetts aus dem hohen Norden Englands wäre es wohl kaum aufgefallen. Beim Rest präsentieren sich The Beautiful South von ihrer hässlichen Seite: seicht, ohne Biss und Inspiration. Die Texte versprühen meist nur Larmoyanz, wo normalerweise Ironie und Sarkasmus das Bild prägten. Der Versuch, die gewohnt feinsinnigen Popsongs zusammenzuziselieren, ist zwar oft noch im Ansatz zu erkennen, erschöpft sich aber allzu oft in drögem Kunsthandwerk. Tiefpunkt ist „The River“, eine bis zur Unerträglichkeit verschleppte Country-Ballade. Wenn man Heatons schiefen Gesang im Refrain, kitschigst unterlegt mit einer „Stand By Your Man“-Jammerstimme und Slide-Gitarren-Tremolo überstanden hat, denkt man, schlimmer kann es nicht kommen – bis eine einsame Trompete von Ferne „La Montanara“ und damit das blanke Entsetzen heraufbeschwört.
„US radio wants british bands to be new, exciting and vibrant. We are dull and reliable“, antwortet Paul Heaton, wenn man ihn fragt, warum seine Band außerhalb Großbritanniens kaum Erfolg hat – bei dieser Selbsteinschätzung kann man ihm nur zur Hälfte Recht geben. Denn die Verlässlichkeit der sonst so virtuosen Songschmiede muss man jetzt schon mal in Frage stellen. Die andere Hälfte bleibt wahr.