The Boxer Rebellion :: The Cold Still
Zu wenig zwingend, zu eingekehrt, um das neue „Joshua Tree“ zu sein
Geht es jetzt richtig los mit der Karriere von The Boxer Rebellion? Nach diversen Problemen mit der Plattenindustrie hat offenbar der Einsatz in einem Hollywood-Film die Wende gebracht. Die Musik der Londoner ist auf dieser neuen, von Ethan Johns produzierten Platte noch sehnsüchtiger und schmachtender. The Boxer Rebellion spielen mit einer Weite wie U2 und A-ha (sic!), allerdings tun sie es aus der Warte einer jungen englischen Band.
Das Ergebnis ist ein dunkler, weit hallender Klang und eine Musik, in der es um Verschwiegenheit, Bruderschaft und ein mächtiges Sehnen geht. Johns lässt The Boxer Rebellion sich auf sich selbst konzentrieren und live spielen, als wollte er „The Joshua Tree“ für die nächste Generation erschaffen. Die Musiker barmen und schrauben sich ganz ohne laute E-Gitarren in die Höhe. Dass sie das Zeug haben, Helden zu werden, hat man schon auf dem vorigen Werk, „Union“, gehört, das auf iTunes absahnte und ganz ohne Plattenvertrag zum Alternative-Album des Jahres wurde. Vermutlich sind diese neuen Lieder zu versteckt, zu eingekehrt und zu wenig plakativ, um breitflächig verehrt zu werden, zumal einige zwingende Melodien fehlen. Vielleicht aber zündet das Gesamtkunstwerk, und das Publikum erkennt The Boxer Rebellion als große Romantiker. Dann würde der Aufstand gelingen. (Absentee/ADA/Warner) Jörn Schlüter