The Brian Setzer Orchestra – Vavoom

Das Hawaii-Hemd übergeworfen, die Ray Ban aufgesetzt und dann im ’57er Cadillac-Eldorado-Cabrio den Las-Vegas-Strip entlang fahren. Die Sonne brennt gnadenlos auf das frisch geölte Haar, und aus dem Radio dringt Swing-Musik direkt in die Gehörgänge der Grace-Kelly-mäßig gestylten Beifahrerin. Nicht jeder wird das nötige Kleingeld, den standesgemäßen Wagen für eine Hollywood-Diva und ein Flugticket für Vegas in der Tasche haben. Es reichen auch ein Golf 2 Diesel, ein Stau vorm Elbtunnel und 30 Mark für die neue Brian-Setzer-CD, um eine coole Sau zu sein.

Beim Hören von „VavoomW läuft ohnehin dieser Film automatisch auf der Windschutzscheibe ab. Fünf Saxofone, vier Trompeten, vier Posaunen, die treibenden Drums von Bernie Dresel und natürlich eine paralysierende Gretsch 6120, vom Meister himself malträtiert, machen auch das vierte BSO-Alburn zu einem Hörgenuss der Extraklasse. Gespickt mit Eigenkompositionen und Klassikern wie „Caravan“ und „Mack The Knife“, liefert Setzer eine nicht enden wollende Fortfuhrung seines Mixes aus Swing, Rockabilly und Rock’n’Roll ab. Nach dem ersten, an Sinatra orientierten, und den rockigeren Folge-Alben, ist „Vavoom“ eine Rückbesinnung auf die frühe Zeit der Swing Ära, die natürlich im gewohnten Style ins neue Jahrtausend transportiert wird. Allerdings kommt auch Setzer nach diversen Grammys und Chart-Erfolgen seiner Big Band nicht mehr drum herum, chartkompatible Songs zu produzieren, was zu Samples in „Pennsylvania 6500“ und Raps bei „In The Mood“ führt, die sich aber als durchaus dienlich erweisen. Schließlich ist der flächendeckenst tätowierte Bandleader der Welt nicht in die Schublade Lou Begas zu stecken.

Mit den Songs „Drive The Lightning“ und „’49 Mercury Blues“ findet Setzer nach Jahren zu seinen Stray Cats-Roots zurück – und mit „Gloria“ entdeckt er sogar Doo-Wop für sich. Laut eines Interviews hat es in den letzten zwei Jahren keine Umbesetzung innerhalb der Band gegeben, was bei der Anzahl der Musiker auf ein gutes Klima zurückzufuhren ist und in der Musik reflektiert wird, da die Spielfreude bis auf den letzten Ton in jedem Song spürbar ist. Bleibt zu hoffen, dass Brian Setzer seinem Kumpel Joey Strummer den Schraubenschlüssel in die Hand drückt, um die alten Autos und Hot Rods allein zu restaurieren – auf dass wir wieder in den Genuss eines Konzerts kommen. Schließen wir mit dem Weisen Jürgen von der Lippe, der bei „Geld oder Liebe“ sagte: „Setzer darf auf keiner guten Party fehlen!“

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