The Calling – Two

Niedlich, die beiden. Sänger Alex Band sieht mit 23 immer noch wie ein Halbwüchsiger aus – freilich so einer, der an jeder Schule der Mädchenschwarm wäre, blond und mager, selbstbewusst zwar, aber doch sensibel. Gitarrist Aaron Kamin wurde von der Natur nicht so gesegnet, gleicht das aber mit Liebeswürdigkeit aus und kriegt bestimmt die abgelegten Freundinnen seines Kumpels. Ein Traum-Duo für die Teenie-Blätter. Aber hören Sie sich The Calling mal an. Da ist nichts kindlich, nicht einmal naiv oder frisch. Das ist dermaßen abgehangener Mainstream-Rock, dagegen sind Matchbox Twenty kantig.

Aus Los Angeles kommen die beiden Schulfreunde, und mit „Wherever You Will Go“ hatten sie vor zwei Jahren schon einen großen Hit. Jetzt sind sie vielleicht reich, aber ehrgeizig wie eh und je. Die wollen den großen Wurf, aber das zweite Album ist natürlich immer das schwerste. Und „Two“ krankt gerade daran, dass mit aller Macht ein Misserfolg vermieden wurde. Jede Spannung also auch. Die Single „Our Lives“ ist die erwartete Hymne, „Things Will Go My Way“ gleich die nächste. Zweckoptimismus wird hier großgeschrieben: Alles wird gut, irgendwann. Natürlich gibt es auch die Powerballade mit Keyboards (JBelieving“), das starke Liebeslied („Anything“), die nachdenkliche Sinnsuche („Your Hope“). Es gibt einfach alles, was Bon Jovi in den 80er Jahren groß gemacht hat.

Warum funktioniert das dann bei The Calling nicht? Weil wir das Jahr 2004 schreiben? Auch, aber vor allem, weil man beim Hören dieser routinierten Songs immer die kleinen Jungs vor Augen hat – egal, wie tief die Stimme runtergeschraubt wird. Da fragt man sich doch: Wer hat die programmiert? Warum reicht es denen, angehimmelt zu werden und einen Ferrari zu fahren? Warum wollen die nicht mehr? Sie könnten ja, Talent ist doch da, nur kein Mut zum Risiko. Sie haben wohl schon zu viel von ihren Vorbildern gelernt.

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