The Carters

Everything Is Love

Beyoncé und Jay-Z feiern ihre Versöhnung – und den Kapitalismus

Die Carters sind natürlich nicht die Geißens, auch wenn Beyoncé und Sean „Jay-Z“ Carter auf ihren Reichtum ebenso stolz sind. Nach den beiden Soloalben „Lemonade“ und „4:44“, die aus unterschiedlichen Perspektiven Szenen einer recht turbulenten Ehe beleuchteten, ist „Everything Is Love“ nun der finale Teil der Trilogie: die Versöhnung.

„We broke up and got back together“, rappt Jay-Z in „Lovehappy“, und seine Gemahlin stimmt wonnig ein: „Now we’re happy in love.“ Schön, oder? Vielleicht etwas zu schön. „Summer“ klingt wie eine Kreuzfahrt durch den Archipel des klassischen Soul, die Hausband des Retrosoul-Labels Daptone zieht alle Register und fügt noch etwas karibisches Flair hinzu. „Bey“, wie man Mrs. Carter im Netz liebevoll nennt, singt dazu hinreißend. Man gönnt ihr schon deshalb die 105 Millionen Dollar, die sie im vergangenen Jahr vor Steuern verdient hat. „Ape­shit“, von Pharrell Williams kraftvoll produzierter HipHop, ist dementsprechend eine Feier des familiären Wohlstands – und von Marken wie Colette und Patek Philippe.

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Lässt sich wunderbar am Strand weghören

Es scheint eine Ewigkeit her, dass Rapper Songs über Adidas-Sneakers schrieben und ihre Nachbarschaft repräsentieren wollten. Doch natürlich, man liest das ja überall, haben die Carters auch soziale und genderpolitische Themen auf ihrer Agenda: „Gimme my check, put some respect on my check/ Or pay me in equity, pay me in equity“, fordert Beyoncé gerechte Bezahlung für Frauen. Und „Black Effect“ schildert recht elegant die Probleme, die ein schwarzer Koks­dealer aus Brooklyn meistern muss, um endlich zu den 400 reichsten Amerikanern zu zählen.
„Everything Is Love“, diese romantische Erfolgsstory, lässt sich wunderbar am Strand weghören.

Dass auch Afroamerikaner superreiche Angeber werden können, ist nur gerecht. Ich bleibe trotzdem lieber bei Childish Gambinos bitterem Blick auf ein Amerika, das vielen seiner schwarzen Einwohner vertrauter vorkommen muss als das Versailles der Carters. Denn ein bisschen von den Geißens steckt halt auch in Bey und Jay. (Sony)

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