The Concretes – Hey Trouble :: Liebliche Retro-Indie-Songs, bei allem Charme etwas schwerfällig

Neulich im Indie-Club habe ich schon wieder The Concretes mit Saturday Looks Good To Me verwechselt. Und dann auch noch beide zusammen mit Camera Obscura. Zur Strafe musste ich mein Cordsakko dalassen und blitzte bei dem kühlen Mädchen mit der Präzisionsfrisur ab. Bitte um Nachsicht! Denn alle drei Gruppen spielen mit stoischer Vorliebe lieblichen Retro-Indie, in denen selten ein Mann, meistens aber eine distanziert-miesepetrig klingende Frau etwas über die vielen Momente von damals und die wenigen von heute zu singen pflegt. Dazu gibt es niedliche Melodien und verhallte Instrumente – wundersame Musik.

Das gut aber leider mehr mehr ganz so für die neue Concretes-Platte „Hey Trouble“, bei der die Band ohne die abtrünnige Victoria Bergsman auskommen muss, die ein neues Projekt namens Taken By Trees gegründet hat. Bei den Concretes 2.0 übernehmen deshalb die anderen Gründungsmitglieder Lisa Milberg und Maria Eriksson die Vocals – und schaffen es, fast ebenso spröde und wehmütig zu klingen. Und doch: der Charme, das Betörende und Liebliche, die Sixties-Seeligkeit -alles noch da, aber irgendwie ohne den früheren magischen Budenzauber.

„Are You Prepared“ mangelt es an Komposition und passender Produktion, anderes ist viel zu träge und schwerfällig („Simple Song“, „Oh No“). Schon besser: „Didion“, das durch Bläsersätze aufgewertet wird. Richtig gut: „If We’re Lucky We Don’t Get There On Time“ (mit Pedal-Steel und einem männlicher Mitbrummer), „Kids“ und vor allem „Keep Yours“. Das Tempo angezogen, Synthesizer-Einsprengsel, eine bewegungstreibende Melodie: fast perfekter Pop. Der nächsten Platte würde ein häufigerer Ausbruch aus der behäbigen Niedlichkeit gut stehen. Hey Trouble!

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