The Concretes – The Concretes

Und wieder einmal ist Deutschland Letzter: In den Plattenläden jeder anderen Kulturnation ist das zweite Album der Concretes längst zu haben und wird in den Medien verdientermaßen euphorisch gefeiert Bloß bei uns erscheint das Kleinod erst in diesen Tagen.

Deshalb zunächst eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse: Im Sommer 1995 gründen drei popverrückte junge Schwedinnen eine Band und benennen sie nach einem nicht nur in Stockholm gern verwendeten urbanen Baumaterial. Und wie so oft, wenn Mädchen etwas anfangen, kommen in Windeseile ein paar Jungs dazu, die mitmachen wollten: Im Lauf von fünf Jahren erweiterte sich das weibliche Trio zum gemischten Oktett – bei Live-Auftritten greifen zusätzlich oft auch noch ein paar alte Freunde wie Nicolai Dunger in die Saiten. Mit Trompete, Glockenspiel, Saxophon und Mandoline, die das übliche Instrumentarium ergänzten, spielten die Concretes zunächst zwei EPs ein, die 2000 auf dem Album „Boyoubetterunnow“ zusammengefaßt wurden. „The Concretes“ erschien in Schweden bereits 2003 mit großem Erfolg, im letzten Jahr folgten England und die USA. Nun ist das Album endlich auch Deutschland zu haben.

Das Auffälligste an dieser vielseitigen Musik ist vermutlich der Gesang von Victoria Bergsman: ein leicht introvertierter Mix aus Nico und Hope Sandoval, schläfrig und erotisch, aber auch eigensinnig und spröde. Manchmal hat diese Stimme etwas von einem sonnendurchfluteten Sommermorgen, dem Moment des Erwachens, dem erste Blick in die Augen eines geliebten Menschen. Und die Band spielt dazu auf, als befände sie sich auf dem Mittsommernachtsfest einer schwedischen Landkommune: sehr heiter, sehr Belle & Sebastian, sehr Indie-zart und dennoch selbstbewußt und mitreißend.

The Concretes haben übrigens tatsächlich lange Zeit in einer Kommune gelebt. Vielleicht daher dieser leicht hippieeske Unterton, die unschuldige Schönheit der Lieder? Kaum zu glauben, daß das Album von Jari Hapalainen produziert wurde, der vorher mit den sehr viel aggressiver klingenden (International) Noise Conspiracy gearbeitet hatte. „You Can’t Hurry Love“ enthält immerhin eine dreckige Sixties Orgel und reichlich Tamburine – und klingt trotzdem wie Soul aus dem Bioladen: sehr anarchisch, sehr gesund und voller Energie und Lebensfreude. Auch „Chico“ und „Seems Fine“ wecken Erinnerungen an die schönsten Platten von Dexys Midnight Runners, „New Friend“ dagegen ist eins dieser zeitlosen Liebeskummer-Weltschmerz-Lieder, die im richtigen Moment gehört Leben retten können. Kein Kalkül, keine Strategie, nur reich und farbig arrangierte Lieder, die einem das Herz öffnen.

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