The Cribs – Men’s Needs, Women’s Needs, Whatever :: Frischer und etwas zu selbstbewusster New-Wave-Punk
Wenn einen Franz Ferdinands Alex Kapranos anbettelt, das Album produzieren zu dürfen, das der „NME“ später zur „sexiest dirt-pop record of the year“ erklären wird, kann man sich wahrscheinlich die eine oder andere Großkotzigkeit erlauben: „I just thought that I should try and say hello/ To those who’d never exist without being generic“, fährt Ryan Jarman gleich zu Beginn des Albums „Men’s Tweeds, Women’s Needs, Whatever“ die zahllosen Bntpunk-Epigonen an, die sich zurzeit in den Charts tummeln: „You say nothing/ So you will always mean nothing to me.“ Beim Glastonbury-Auftritt verkündete der Sänger und Gitarrist der Cribs dann noch, dass die Mainstream-Haltung der meisten Indie-Bands ein schlimmeres Problem darstelle als die globale Erwärmung. Auch wenn diese selbstgerechte Weltsicht abschreckend wirkt, ändert das nichts daran, dass „Our Bovine Public“-Kollegen schelte und Publikumsbeschimpfung zugleich – eine der aufregendsten Nummern ist, die der britische Indie-Rock in den vergangenen Monaten zu bieten hatte. Wenn Ryan angestachelt von seinen Brüdern Gary (Bass) und Ross (Schlagzeug) mit seiner Gitarre um die Wette wettert, kann einem jedenfalls angst und bange werden.
Den Jarmans gelingt es immer wieder, eine ungestüme Dynamik zu produzieren, die sich mal punkig („Major’s Titimg Victory“), mal im 8os-Look („Moving Pictures“), mal poppig („I’m A Realist“) entlädt. Dass The Cribs zu Hause in Wakefield gerne Gang Of Four hören, merkt man zackig-zuckenden Nummern wie „Girls Like Mystery“ oder „Ancient History“ ebenso an wie „Be Safe“, das einen hypnotischen Beat auf einen eingesprochenen Text treffen lässt: „You can change your clothes, change your hairstyle, your friends, cities, continents, but sooner or later your own seif will always catch up.“
Mit der Frage, ob man vor sich und den Erwartungen anderer tatsächlich davonlaufen kann, beschäftigt sich das Trio immer wieder auf dem Album. In „I’ve Tried Everything“, bei dem Sehnsucht und Zorn aufeinanderprallen, genauso wie im hektischen „Men’s Needs“ und dessen melodieseligem Gegenstück „Women’s Needs“ sowie in der tänzerisch-akustischen Schlussnummer „Shoot The Poets“. Bei den Umweltschützern hat sich Ryan übrigens für seine Glastonbury-Außerung inzwischen entschuldigt, bei der Indie-Rock-Konkurrenz nicht.