The Devils – Dark Circles :: Full Fill
Keines der Mädchen damals hat sich je für die Geschichte von Duran Duran interessiert. Für die Piratenhosen schon, für die Single-A-Seite „The Reflex“, für den poppigen Moment, nicht für die Geschichte.
Ausgerechnet zu diesem Thema, das wirklich niemand auf dem Zettel hat, erscheint nun (eigentlich schon letzten Sommer, aber da nur als Indie-Release, jetzt richtig) eine Platte, die viel erklärt: Was Duran-Keyboarder Nick Rhodes und Stephen Duffy, der Sänger der Ur-Besetzung, heute machen. Wie die Band in erster Inkarnation geklungen haben könnte, bevor Ober-Pirat Simon LeBon kam und das EMI-Debüt gemacht wurde. Auffällig ist an „Dark Grefes“, von den projektmäßig wiedervereinigten Rhodes und Duffy als The Devils produziert, dass es an folgende Dinge nicht erinnert: an den Folk-Sixties-Pop von Duffys Solo- und Lilac Time-Platten, an Rhodes‘ Spielwiesen-Band Arcadia, an Duran Duran im Großen und Ganzen.
In den frühesten Stunden in Birmingham hatte diese Band mehr von Kraftwerk als (wie später) von Chic Das kann man so sagen, weil Duffy und Rhodes für ihre Devils-Platte ein paar der damals komponierten Stücke zum ersten Mal richtig aufgenommen haben. Freundliche Lieder, die zugleich minimale Melodieböden haben (es war kühl in den frühen Achtzigern, Freunde), von Rhythmusautomaten aufgeschlagen wenden, wie man sie von Wohnzimmerorgeln kennt, und als Absicherung in Richtung Pop immer noch eine kaum verfremdete Gitarre drin haben. Hätte Duffy nicht freiwillig Platz gemacht, wären Duran Duran Heaven 17 gewesen.
Aber wer weiß schon. Hier operieren immerhin zwei über 40-jährige Herren, rekonstruieren hemmungslos subjektiv den liebsten, verlorenen Teil ihrer Jugend Nehmen in Kauf, dass ihre neue Platte an allen Ecken vergilbt wirkt und die mächtigen Sturmdrang-Impulse von damals nur zu erahnen sind. Der verzauberndste Moment auf „Dark Circles“ ist der am ehrlichsten nostalgische: wie Stephen Duffy in „Barbarellas“ durch den ältesten Punk-Club Birminghams wandelt. Den Song hat er 1995 geschrieben.