The Divine Comedy

Victory For The Comic Muse

Neue Humoresken und rauschende Lieder von Neil Hannon

Die heitere Muse hatte im Schaffen von Neil Hannon schon früh über den Romantizismus gesiegt, ein vergnügtes Augenzwinkern im David-Niven-Stil begleitete auch die düsteren Couplets des Songschreibers. Nach dem geradezu altmeisterlichen „Absent Friends“ hat der zwergenhafte Schwerenöter sein Instrumentarium diesmal um Bläser und ein hoppelndes Banjo in „Mother Dear“ sowie ein paar spielerische Synthesizer angereichert, die Streicher verbreiten im Hintergrund wie stets das Air von Luxus. Schwelgerei und Savoir-vivre.

Hannons Humoresken handeln diesmal von der sexuellen Torschlussangst in „To Die A Virgin“ („With all the bombs and the bird-flu“), von Mutters Weisheit („Mother Dear“), einer überkandidelten „Diva Lady“ („Such a pretty nose“), einer verarmten Lebedame an der Cote D’Azur („A Lady Of A Certain Age“), von der Fernsehserie „Arthur C. Clarkes Mysterious World“ und dem Unverständnis für die Freundin, von der Fesselballon-Passage des Grafen Grassi über den Piemont und philosophische Betrachtungen angesichts von Zigarettenasche („Snowball In Negative“).

Hannons Kunst, Salon-Anekdoten und Kammerorchester-Schmelz aufs Eleganteste zu verquicken, findet im witzig-melancholischen „A Lady Of A Certain Age“ noch einmal zur Meisterschaft. Die Nähe zu Michael Nymans Rokoko-Filmmusiken, die apercuhafte Raffinesse der Schlager von Noel Coward und Hoagy Carmichael ist bei The Divine Comedy gut aufgehoben. Das Instrumental „Threesome“ scheint unmittelbar den 30er Jahren zu entstammen, „Party Fears Two“ ist die rauschende Adaption eines Songs der Associates (die ebenso schwülen wie schwulen Computer-Kitsch veredelten), für Hannon ein seltenes Wagnis; „The Plough“ ist ein strenges Laurcnce-Olivier-, wo nicht Scott-Walker-Drama mit Flöte.

Aus all dem wunderbaren Pomp und Plüsch ist ja sogar eine Karriere geworden. Aber Großvaters Lehnsessel, ein Kännchen Earl Grey und das Haus am Eaton Place sollten immer mitgeliefert werden – oder wenigstens mitgedacht.