The Fall – Are You Are Missing Winner
Die wievielte The Fall-Platte „Are You Are Missing Winner“ nun genau ist, werden wir wohl nie erfahren. Die Schätzungen schwanken zwischen 25 und 35, und kaum jemand kann von sich sagen, sie alle zu besitzen.
Mark E. Smith ist das ohnehin egal. Niemandem möchte er gefallen, nicht einmal sich selbst, und am allerliebsten möchte er, dass man ihn in Ruhe lässt. Seine letzten noch verbliebenen Freunde sind die schlechte Laune und sein Mikrofon. Mittlerweile hat der arg gealterte Zeterer sein Missgestimmtsein immer weiter stilisiert, kultiviert und als Akt der Selbstvergewisserung zur Vollendung gebracht. Beinahe wie der böse Greis von nebenan sieht er aus, doch sein Habitus ist und bleibt der eines nörgelnden Kindes, das seine Suppe nicht löffeln will.
Gute Voraussetzungen also für das neue Werk, dessen Titel wohl nur der Namensgeber selbst erklären kann, aber nicht wird. Und machen sie sich diesmal wirklich auf etwas gefasst: Es hat hier nicht nur einen kakofonischen Zehnminüter mit dem unglaublichen Titel „Ibis-Afro Man“ (besser war nur „Hotel Bloedel“ auf „Perverted By Language“), reinen Quatsch („Reprise: Jane – Prof Mick – Ey Bastardo“) und fast schon leichtfußigen Pop wie „Gotta See Jane“. Höhepunkt der zehn neuen Stücke aber ist das scheppernde „My Ex-Classmates‘ Kids“: Einen noch demotivierter „gesungenen“ Refrain als diesen hier finden sie nirgendwo. Ruhig mal die Probe aufs Exempel machen und mit einem Refrain von, sagen wir, Jeanette Biedermann vergleichen. Sie werden staunen!
Ansonsten ist alles beim Alten geblieben: Die schwankende Lautstärke, der Megafon-Gesang, die Störgeräusche und all das Geknarze und GerumpeL Mark E. Smith hatte wie fast immer einen schlechten (und somit guten!) Tag – und eine Band, die auch nur annähernd klingt wie The Fall, gibt es immer noch nicht „Are You Are Missing Winner“ ist die beste Fall-Platte seit – nun ja – der letzten.