The Go! Team – Proof Of Youth :: Ein Sound-Trip voller Action und Nostalgie, für Fantasiebegabte

Ein ganz besonderer Fall von Phantom-Nostalgie, von wehmütiger Erinnerung an Zeiten, die man vielleicht gar nicht erlebt hat, und an Orte, an denen man vielleicht nie war. Das Go! Team aus Brighton wirbelt uns per Atom-Katapult auf die gelbstichigen Tribünen amerikanischer Seventies-Evil-Knievel-Motorradrennen, lässt die Cheerleaderinnen skandieren, lässt den Staub golden wirbeln. Schickt uns auf dem BMX-Sattel über den Pausenhof in Brooklyn, wo die kraushaarigen Kinder Gummitwist tanzen und schon vordem Stimmbruch rappen.

Das sind die USA aus dem deutschen Samstagnachmittags-Kinderprogramm und der „Sesamstraße“. Und selbst wenn man diese Platte kitschig findet, wofür es nur die besten Gründe gäbe – sie ist ein selten eindrücklicher Beweis dafür, was für wahnwitzige Illusionskraft Musik haben kann.

Was für Musik eigentlich? Wie schon auf der ersten Platte von 2004 machen The Go! Team eigenartige, laute Collagen aus Bläserfanfaren-Riffs mit donnernden Crash-Grooves, Spielmannszug-Flöten mit Glockenspiel, gehämmertem Charlie-Brown-Klavier-mit-Anfeuerungs-Chören und Block-Party-Rap, gemischt aus Samples und selbstgespielten Sachen, die extra so produziert werden, dass sie auch wie alte Samples klingen. Hauptsächlich instrumental, eigentlich Tanzmusik, Nebenhermusik, aber clever gefälscht und künstlich angeschwollen zum großen, übersteuerten Sound-Trip, zur hochamtlichen Feierlichkeit, wie man sie halt nur von Action- und Kinder-Soundtracks kennt und von allem, was die Fantasie des Zuschauers hinterher daraus macht.

Lo-Fi ist hier mal kein Trick, um Dinge niedlich wirken zu lassen: Das extrem jetztzeitige Go! Team nimmt die geballte, unbesiegbare Aura des Nostalgischen, um in den Köpfen jede Melodie auf Elefantengröße zu bringen. Nachdem das erste Album der sonnenglänzende Prototyp war, geht die Band hier ein paar Mal in Richtung Song und ätherischen Pop, hat einen Rap von Chuck D dabei. Hoffentlich machen sie die gute Idee jetzt nicht zur Masche.

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