The Gourds – Bolsa de Agua

Wenn es ihn denn gäbe, den Titel einer Art von „Über-Roots-Band“, die Gourds wären zweifellos einer der heißesten Anwärter darauf. Aber das Quintett aus Austin ist nicht nur Mega, sondern auch Meta: Die Lust am abseitigen Konstrukt verschränkt sich in ihrem Spiel und Repertoire mit dem Wissen um die Notwendigkeit und das Feuer klassischer Formen und Farben. Jimmy Smith, Kev „big daddy“ Russell, Max Johnston, Claude Bernard und Keith Langford sind ein Kollektiv im besten Sinne, und als solches gerade deshalb so stark, weil die Eigenheiten der Einzelnen darin zugleich exponiert und entschärft werden. So wäre es vermutlich ziemlich anstrengend, ja vielleicht sogar unzumutbar, sich ein ganzes Album mit Songs von Jimmy Smith anzuhören, voller verschlungener Metren, gewagter Melodien, kryptischer Bilder, loser Enden. Wo er im Titelsong, in „The Big Santiago Bust“ und „Tearbox“ Rätsel aufgibt, hat Kev Russell stets die richtigen Kreuzworte parat, löst sie im Road-Heuler „El Paso“, in „Receipts & Fevers“ und „Hallelujah Shine“ mit dem unwiderstehlichen Stomp, Swing, Twang & Roll des hingebungsvollen Traditionalisten. Der hat für „Bolsa de Agua“ (oder „Waterbag“) zudem Verstärkung bekommen: Gast Jon Dee Graham packt drei Mal seine Lap Steel aus, Banjo/Fiddle/ Mandoline-Experte Max Johnston griff erstmals für die Gourds auch zur Feder und steuert den seligen Country-Waltz „O Rings“ bei.

Ja, ziemlich beiläufig singen die Gourds von den wesentlichen Dingen im Leben. Vom Augenblick (der Liebe), vom Essen (nicht nur im „Pickles“-Rezept), von Gott und Tod („Flamenco Cabaret“). Nur eins darf man von ihren Apologien eines hübsch konfusen Alltags kaum erwarten: Antworten. Wie könnten sie die haben, wenn Russell in „Meat Off The Bone“ schon singt: „And I ask my- self how did I get this way, but when I ask myself I ain’t got much to say.“ Darauf kennen die Gourds nur eine Antwort: die gute Musik. Und schon nickt und wippt auch Doug Sahm auf Wolke 7. Jenem haben sie „Bolsa de Agua“ gewidmet.

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