The Grifter – Ain’t My Lookout

Man kann es auch untertreiben. Zu dünn auftragen. Bei so verschiedenen Bands und Musikern wie Pavement, Souled American und Tricky erfüllt das Understatement eine ganz spezielle Funktion: Was die Musik wegläßt, fügt man als Hörer hinzu. Es entsteht ein ästhetischer Unterdruck. Höre, was du hören willst. Sei dein eigener Resonanzkörper.

Aber man kann es mit dem Untertreiben auch übertreiben. Für die Grifters, ein Quartett aus Memphis, Tennessee, ist die Ruhe oberstes Gebot: Man kann sich lebhaft (besser: leblos) vorstellen, wie die Musiker endlose Stunden im Proberaum herumhängen und alles in Zeitlupe abläuft. Vermutlich sind dabei schon Leute fast verhungert, nur weil alle es zu stressig fanden, einen Pizza-Service anzurufen.

Die Grifters haben die Ambitionslosigkeit ihrer Generation voll verinnerlicht: Sie sind oft einfach zu foul, um in einem Song einen Spannungsbogen aufzubauen. Sie lassen sich Zeit, sie zelebrieren Schlaffheit, Nervenlähmung und Selbstgenügsamkeit als musikalische Form.

Dabei sind alle Elemente vorhanden, die normalerweise für Dynamik sorgen: Songs setzen plötzlich ein und brechen wieder ab, schnellere und langsamere Passagen wechseln sich ab, aus Folk wird Lärm, und so weiter. Aber es fehlt einfach irgendeine innere Spannung. Indie-Musik im Stadium der Lethargie (und das mit der ersten Platte, die von einem Major vertrieben wird). „Nobody loves you better than yourself“, lautet denn auch eine zentrale Botschaft – Kommunikation mit der Außenwelt bringt’s eh nicht – auch nicht gerade eine Neuigkeit. Das Problem der Grifters ist wohl ihr Zuspätkommen. Fast alles, was es auf dieser Platte zu hören gibt, haben Sonic Youth, die Pixies, Boss Hog, Pavement und andere Pioniere schon besser gemacht. Daß es trotzdem ein paar nette Songs und interessante Arrangements gibt, ist auch kein Fortschritt, weil es Legionen von Bands gibt, die nette Songs und interessante Arrangements schreiben.

Also gibt es keinen Grund, diese Platte zu kaufen? Eventuell doch. Als Statement des kompletten Angeödet-Seins, des Gar-nichts-mehr-Wollens geht sie ziemlich weit. Für Leute, die ein Maximum an Müdigkeit verkraften können.

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