The Long Winters – When I Pretend To Fall :: Munich

More miles than money: John Roderick hat schon einiges hinter sich gebracht in seinem Leben. Und das hatte oft mit Fernweh zu tun. Naja, wenn man in Alaska geboren ist Kaum ein Freight Train, dem er widerstehen konnte. Mal eben vom aktuellen Domizil Seattle auf einen Sprung nach Kalifornien. Irgendwann ging’s dann auch von Amsterdam nach Istanbul. Zu Fuß.

Musik? Schon. War auch wichtig neben ein bisschen studieren (Vergleichende Ideengeschichte). Doch erst die Intervention zweier Freunde brachte Roderdick vor knapp drei Jahren endlich auch in ein Aufnahmestudio. So begann doch noch die Karriere der Long Winters, zum Glück, denn sonst wären uns eine satte Hand voll vorzüglicher Songs doch glatt entgangen, die jetzt auch auf dem zweiten Bandalbum „When I Pretend To Fall“ zu finden sind. Ein emphatischerer Ohrwurm als das wunderbar gegen den Beat gespielte „Cinnamon“ (es ist ihre Haut…) etwa ist derzeit kaum aufzutreiben. Kein Wunder, dass Peter Bück als einer von vielen, vielen Gästen gern seine Mandoline dafür auspackte. „Prom Night At Hater High“ beginnt noch verhalten, doch die zynische Verve, mit der Roderick dann die alten Freunde in die Wüste schickt, erinnert schon an die seligen Mekons. „Scared Straight“ greift inklusive Bläser lässig auf R&B-Vokabular zurück, „Shapes“ kreiselt in bester Power-Pop-Manier, „Blue Diamonds“ zitiert unvermutet Hank Williams. Roderick bedient sich ebenso zwanglos wie zwingend.

Hatte ich schon erwähnt, dass der Mann auch ein ziemlich toller Sänger ist? Einer, der es sich erlauben kann, auch mal fast im Alleingang durch das elegische „Blanket Hog“ zu schweben, bevor die Band noch mal alle (orchestralen) Register zieht, bis schließlich nur noch Streicher stehenbleiben und verklingen. Auch „It’ll Be A Breeze“ braucht nur Rodericks brüchiges Sehnen und eine Akustik-Gitarre. Und dann hat er ja in Keyboarder Sean Nelson noch eine Harmonie-Stimme, auf die Verlass ist. Doug Yule, Ex-Velvet Underground-Bassist, beschrieb sie sogar als das „größte männliche Vokal-Duo“. Für den Thron gibt es gewiss noch andere heiße Kandidaten. Aber zum erweiterten Kreis gehören Roderick/Nelson allemal.

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