The Mars Volta – The Bedlam In Goliath :: Virtuos, aber nicht originell: Rock als Hochleistungssport

Als Teenager habe ich mich eine Zeit lang redlich bemüht, John McLaughlins Mahavishnu Orchestra gut zu finden. Das war nicht leicht. Die Musik des vor allem unter Rockgitarristen — mit Hang zum ausufernden Solo — gepriesenen Albums „The Inner Mounting Flame“ war musikalischer Hochleistungssport: sehr schnell, sehr dicht, sehr virtuos, aber trotz des spirituellen Anspruchs irgendwie kalt.

The Mars Volta sind mit „The Bedlam In Goliath“in eine ähnliche Richtungunterwegs – angeblich experimentierten sie soear mit „okkulten Ritualen“. So kompakt und hochenergetisch wie hier klang die Band um Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavala bisher noch nie. Der Einsteiger „Aberinkula“ schöpft zwar zwischen den Veitstänzen immer mal wieder etwas Luft, doch das Level ist extrem hoch. Wenn gegen Ende ein Saxofon einsetzt, erinnert das an wilden, freien Jasz, dem man gern auch mal bewundernd zuhört. Doch will man das — nur staunend ob des handwerklichen Könnens der Musiker vor der Anlage sitzen?

The Mars Volta sind dabei nicht einmal wirklich originell, auch wenn Cedric Bixler-Zavala in Interviews mit coolen Referenzen-Alejandrojodorowsky, MadLib, Max Ernst, Alice Coltrane — nur so um sich wirft. Hören kann man weder Jodorowskys Surrealismus noch die Raffinesse des HipHop-Produzenten MadLib. Ein Stück wie „Goliath“ ist in seinem Muckertum, seinem hysterischen Überfluss an Tönen und Läufen eigentlich unerträglich. Jazz und Rock sind die Referenzen, doch man bezieht sich auf das Gewesene, vor allem auf die an Innovationen reichen Siebziger. John Frusciante hat wieder fleißig mitgegniedelt. und dass Mars Volta aktuell aus acht Musikern bestehen, kann man 76 Minutenlang ausgiebig hören. „Soothsayer“ etwa fängt viel versprechend an. und endet dann doch wieder nur in einem phallischen Gitarren-Gewichse.

Fans werden dieses Album sicherlich trotzdem großartig und virtuos finden. Schon weil es weniger Leerlauf hat, weniger Willen zum sinnfrei abstrakten Experiment. Meine Mahavishnu Orchestra-Platten habe ich übrigens längst verkauft, und „The Bedlam In Goliath“ hat ab jetzt in meinem CD-Player Hausverbot.

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