The Minus 5 – The Minus 5 :: Zwei kleine Supergruppen, geführt von McCaughey und Stringfellow

The Minus 5 haben geschafft, was Golden Smog nie schaffen werden. Während Gary Louris und Co. in der Gerüchteküche verdampften, hat sich die Seattle-Posse um Scott McCaughey und Peter Bück als längst den alternativen Schuhen entwachsene Semi-Supergroup etabliert. Die Schnittmenge heißt Jeff Tweedy. der nach seinem großen Auftritt auf „Down With Wilco“ nun wieder ins zweite oder gar dritte Glied gerückt ist. Macht nichts. Rücken halt für das inzwischen schon siebte Album Leute wie der ewig unterschätzte John Wesley Harding nach, wie Scan Nelson (Long Winters) oder John Moen von den Decemberists. So können The Minus 5 weiter den unverblasenen Adhoc-Charme des Nebenprojekts kultivieren, ohne gleich zur musikalischen Großbaustelle zu mutieren.

Gespielt wird einfach, was gerade da ist und den größten Spaß verspricht. Zwischen dem hysterischen Garagen-Intermezzo ,Aw Shit Man“ und der seligen Country-Lebenshilfe „Cigarettes Coffee And Booze“ fangen The Minus 5 mit Vorliebe altgediente Brit-Pop-Affen ein. die bei vier nicht rechtzeitig auf den Bäumen waren. Zumal Ray Davies dürfte vergeblich um Zuflucht gerannt sein. Dafür darf er jetzt eine besonders dicke Träne verdrücken, wenn „My Life As A Creep“ läuft. Das Oeuvre firmiert etwas großspurig als „The Gun Album“ und eröffnet gleich mit dem Abgesang „Ritle Called Goodbye“. Aber das Glück liegt hier weniger in einer warmen Knarre, als vielmehr in der Chuzpe, mit der The Minus 5 das Sha-La-La von, „Leftover Life“ in den Orkus reiten. Das hat hier Prinzip: Wenn’s im Bauch gerade schön warm geworden ist. kommt der Kopfschuß. Von hinten, womöglich. Man höre etwa, was der Protagonist im beschwingten „With A Gun“ mit deiner Schwester und deinem Bruder anstellt. Oder: „I never wanna let you go and that’s why I bought this rope…“, dazu schwelgt eine Pedal Steel. Wie auch in der wunderbaren Elegie „Cemetary Row“, wo dann die Route zur „Twilight Distillery“ verraten wird. Farfisa-Georgel, Answer-Vocals, darauf einen feinen Malt!

Zum Gründungsnukleus von The Minus 5 gehört auch Posie Ken Stringfellow. Der hat inzwischen so viele Hüte (Big Star, R.E.M.) rumliegen, daß er aufpassen muß, immer den gerade richtigen zu erwischen. Kaum verwunderlich mithin, daß der Umtriebige neulich in Australien (also: schon vor ein paar Jahren…) den Songs eines gewissen Darryl Mather nicht widerstehen konnte. Als dann auch noch Mitch Easter, Jamie Hoover, Jody Stephens, Jim Dickinson, Don Dixon und Spooner Oldham das Line-up der Orange Humble Band komplettierten, stand dem großen Southern-Pop-Glück samt Bläsern k BEATS von Joachim Hentschcl

im Getriebe und Umquartierung ins Ardent Studio zu Memphis nichts mehr im Wege.

Was macht’s also, daß „Humblin‘ (Across America)“ nach seiner ersten Veröffentlichung zur Jahrtausendwende recht schnell wieder begraben war. Songs wie „What’s Your Crime“, „Any Way You Want 1t“, „One Hour’s Lonely Play“, „Freewheelin“‚, „Skyway Believin“‚, „Come Try This“ und diese „Southern American small music revue“ in vier bezaubernden Akten dürfen zu jeder Zeit gern wieder auftauchen. Und das nicht nur, um die Lücke zu schließen, die Golden Smog hinterlassen haben.

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