The Nightwatchman – One Man Revolution

Die Welt ist schlecht, Tom Morello ist gut, und so passen die beiden nicht zusammen. Also muss sich die Welt endlich ändern, findet Morello – und walzt diese Erkenntnis auf 50 langwierige Minuten aus. Die einzige „One Man Revolution“ , die ich gelten lasse, ist Billy Bragg, und der würde nie solche Zeilen singen: „Tonight I’m in the bushes with a baseball bat/ ‚Cause I’m a one man revolution…/ The time is nigh/ The day is dark/ There’s only one solution/ I’m a one man revolution.“

So viele Klischees, so wenig Substanz hätte man von dem notorischen Sozialkritiker, bekannt als begnadeter Gitarrist von Rage Against The Machine und nicht so sensationeller bei Audioslave, kaum erwartet. „Let Freedom Ring“, „The Road I Must Travel“, „Maximum Firepower“ – nicht ein interessanter Ansatz. Bei Letzterem behauptet er tatsächlich auch noch: „You don’t gotta be loud son, to be heavy as shit/ Well I’m the trigger man, baby/ Tonight I’ll prove that this machine here, well, it kills fascists, too.“ Ist Schuhputzjungen und verschuldeten Farmern gewidmet, nicht Woody Guthrie. Der hätte sich längst verschämt abgewandt.

Doch was am meisten stört: Singen kann Morello überhaupt nicht. Und er kann nicht so nicht singen wie Bob Dylan, er hat überhaupt keine Persönlichkeit. Dies soll ja ein besinnliches Singer/Songwriter-Album sein, also nur mit akustischer Gitarre und ein bisschen Mundharmonika, die Stimme im Vordergrund, um die Texte zu betonen. Mit denen mag sich Morello viel Mühe gegeben haben, aber er leiert sie herunter, als lese er eine Gebrauchsanleitung für einen Radiowecker ab, und wenn er sich mal an einer Art Ausdruck versucht, dann imitiert er seine Vorbilder, wahlweise Johnny Cash, Leonard Cohen, Tom Waits oder Bruce Springsteen, die freilich alle niemals so langweilig und monoton klangen.

Das Soloalbum von Bad Religion-Sänger Greg Graffin war vielleicht nicht origineller, aber immerhin hörte man das Herz dahinter und nicht nur Hirnzermarterei. Bestimmt will Tom Morello nur das Beste für uns alle, aber gut gemeint ist eben selten gut.

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