The Notwist- Neon Golden
Neues aus dem Weilheimer Bastelkeller. Die mittlerweile vier Jungs von The Notwist haben nach Metal, Grunge und Jazz nun ein nach Britpop klingendes Album zusammengeschraubt. Natürlich wird das Ganze durch Elektronik-Gefrickel von Martin „Console“ Gretschmann gebrochen. Daher kann man ruhig auch in der Öffentlichkeit mit „Neon Golden“ in der transparenten Tragetüte rumlaufen, ohne von den Auguren der Popkultur (das sind die mit der Brille) in der Hipness-Skala nach unten gestuft zu werden.
Wie immer bei einer Notwist-Platte hört man förmlich, wie da gebastelt und geschraubt wurde, um einen speziellen Sound hinzubekommen. Neben verhaltenen Bläsern kommen da diesmal auch Streicher verstärkt zum Einsatz. Und über allem schwebt wieder diese teilnahmslose Stimme und berichtet von den Unwegsamkeiten der Liebe in den Zeiten des Elektro-Pop und davon, wie es ist, wenn man selbst Teil davon ist. „Life’s A Loop“. Könnte auch von Nietzsche sein. Nettes, geradezu wohliges Ambiente mit unaufdringlicher Elektronik.
Die wirklich großen Songs kommen in der zweiten Hälfte: „Solitaire“ hat ein Björk-Backing, „One With The Freaks“ klingt ein bisschen nach Grant McLennan – das ist ja nie verkehrt. Großer Song. Beim Titeltrack hat’s dann wieder ein bisschen Jazz. Verzückend (ein Wort, das man bis dato in einer Notwist-Plattenbesprechung eher selten fand). „Off the Rails“ kann man dann mit seinen Streicherarrangements wohl als Kammerpop bezeichnen – „This is all I know/ Sitting still to watch the engines come and go.“ Das trifft’s irgendwie. Zum Abschluss dann das fast hymnische“Consequence“.
Sie frickeln und werkeln in ihrem Keller in Weilheim, und heraus kommen sie mit feinstem Pop. Rockmusik ist es jedenfalls bestimmt nicht. Maximillian Hecker für Jungs.