The Police :: Every Breath You Take: The Classics etc.

Sie waren für ein paar Jahre die erfolgreichste Band der Welt, aber geliebt hat sie niemand. Oder allenfalls diese Typen, die mit 15 Sonnenbrille, Goldkette und Adidas-Tasche in die Schule trugen und immer zu spät vom Sportunterricht kamen. Später fuhren sie Autos ohne Verdeck und kauften „Ghostln The Machine“ an der Kasse der Tankstelle.

Einiges sprach gegen The Police. Der Name. Die Titel der Platten. Sting. Außerdem konnten alle drei Musiker richtig spielen, und obwohl sie sich aufmüpfig gaben, waren sie natürlich der Gegenentwurf zum Punk: Lehrer. Sohn eines CIA-Mitarbeiters. Jazz-Gitarrist. Blond. Frisiert. Doch so sehr das alles wahr ist, so toll waren die Songs, so gut funktionierte das Reggae-Ding. Puristen und Kiffern konnte es nicht gefallen, dass Sting dem lahmarschigen Herumhängen und Für-eine-bessere-Welt-Grooven ordentlich Beine machte und die Kohle noch dazu. Aber nur wenige Songs schlugen damals (und Disco vergiftete ja alles) „So Lonely“, „Roxanne“ und „Can’t Stand Losing You“.

Alle auf „Outlandos D’Amour“ (4,0) enthalten, und wenn The Police also eine Singles-Band waren, dann möchte ich keine Platten von einer Album-Band mehr hören.

Regatta De Blanc“ (3,0) von 1979 wird in der Regel weniger geschätzt, und das liegt wohl an den wenig geglückten Versuchen von Stewart Copeland, auch mal Songs zu schreiben. Die Gemeinschaftsarbeiten „It’s Alright For You“, „Regatta De Blanc“ sowie „Deathwish“ lassen Stings fast immer unfehlbare Melodien schmerzlich vermissen. „Walking On The Moon“ zählt nicht zu seinen größten Leistungen, „Message In A Bottle“ und „The Bed’s Too Big Without You“ reißen es gerade noch heraus.

Über „Zenyatta Mondatta“ (3,5) konnte man letzthin in englischen Rezensionen alles Mögliche lesen, unter anderem von „weaker tunes“. Stings Pult-Phantasie „Don’t Stand So Gose To Me“ und das dämliche „De Do Do Do, De Da Da Da“ dominieren die Rezeption, weil Stings beste Stücke erst viel später, auf seiner Live-LP „Bring On The Night“ nämlich, zur Entfaltung kamen: „Driven To Tears“ und „When The World Is Running Down“ klingen mit Kenny Kirkland und Branford Marsalis gleich elaborierter. „Shadows In The Rain“ ist der eine künstlerisch nicht wertvolle Song auf Stings Solo-Debüt, aber ich bin vielleicht der Einzige, der das Stück so liebt.

„Ghost In The Machine“ (3,5) hat, wie wir wissen, mit einer Schrift von Arthur Koestler zu tun, ist schon von den Achtzigern angekränkelt und endiält „Spirits In The Material World“ und „Every Little Thing She Does Is Magic“, das Sting noch einmal in alter Lässigkeit hingeworfen hat. Gerade war das schauerliche Französisch verschwunden, da erschien es im Untertitel von „Hungry For You“ schon wieder. „Demolition Man“ und „One World“ sind auf „Bring On The Night“ wiederum viel besser und hier nicht mehr als Skizzen. „Ghost In The Machine“ ist eine der Achtziger-Jahre-Platten schlechthin, und sei es nur deshalb, weil jeder sie haben musste. Mädchenmusik ist es allerdings nicht. Schon die Digitalschrift auf dem Cover deutet an, dass jetzt Videorekorder und Telespiele angesagt waren.

„Synchronicity“ (4,0) schließlich ist Höhepunkt und Ende der Montserrat- und Supergruppen-Phase zugleich. Für längst von Rauschgiften sowie gutem Leben saturierte Millionäre ist dies eine erstaunliche Platte – vor allem, wenn man das Schaffen der Konkurrenz bedenkt. Die Genesis-Platte von 1983 ist jedenfalls nicht so würdevoll gealtert. „Every Breath You Take“ und „Wrapped Around Your Finger“ sind Meisterstücke, „King Of Pain“, „Miss Gradenko“, „Tea In The Sahara“ exzellent, und sogar Summers‘ doofes „Mother“ (offenbar nach zwei Unzen Kokain verfasst) zerstört nichts.

„The Classics“ enthält dieselben, und die nachgereichte Doppel-CD „Live“(3,5 ) markiert genau die Differenz zwischen den jungen (1979) und alten (1983) Police. Das alles gibt es jetzt auf SACD, und auch ohne fünf Lautsprecher klingt es prima.

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