The Rapture – Pieces Of The People We Love

Absoluter Zufall, aber: „Get Myself Into It“, die neue Single von The Rapture aus New York, erinnert ausgerechnet an den Song „Rapture“ von Blondie – das Stück, bei dem Debbie Harry 1981 zum ersten Mal rappte und die Waver endgültig versuchten, sich beim funky Publikum einzuschmieren (mit Erfolg). 2006 müssten The Rapture über diesen Punkt längst hinaus sein, im Positiven, weil ihr No-Wave-Death-Disco-Punk vor zwei, drei oder vier Jahren wie ein ausgemergelter Hahn ins Glitterlicht sprang. Da war null Koketterie dabei, und ein eventueller Besserwisser wäre eh vor Neid gestorben, weil der Tanz- und Kräh-Hit „House Of Jealous Lovers“ so unsagbar unantastbar ist.

Trotzdem gehen The Rapture auf ihrer zweiten Platte einen Schritt nach rechts hinten, mischen die unter- und oft genug überschwelhge Punkband ganz raus, domestizieren die Kuhglocke. Jungs, die so Physikstudenten-haft aussehen, können ja gar keine Snobs sein, aber jetzt klingen sie so, eben wie Blondie, auf dem schönen „Down For So Long“ sogar eins zu eins wie Duran Duran. Eine Discoband mit trockenem Taktschlag, virilem Bass und quietschenden Synthesizern, knackig animierenden Ein-Ton-Melodien von den Sängern Luke und Matt. Überraschend appetitlich und genehm, betreut von den Starproduzenten Paul Epworth und Danger Mouse, die für allzu Ausgeflipptes nicht bekannt sind.

Schade, dass The Rapture so brav geworden sind – aber gut, dass sie ein paar Talente zeigen, die bisher in der Hektik verloren gegangen sind. Der Titelsong mit seinem „Na na na“-Glamrock-Hooligan-Hook, der erst blöde und dann extrem komische „My Mustang Ford“-Gesang im Acid-Teigknete-Bass-Stück „First Gear“, die handgetrommelten Breakbeats in „Calling Me“ und natürlich die Digitalterror-Attacken in „The Sound“, bei denen der Eine von Prodigy sich in die Hose macht. The Rapture klingen dieses Mal noch mehr wie eine Elektronik-Gruppe, die ihre Sounds halt auf Band-Instrumenten sucht und keine Zugeständnisse an ein Rock-Publikum macht, das sie wahrscheinlich gar nicht hat. Ein Elektronik-Publikum hat sie allerdings auch nicht. Wie doof.

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