The Smashing Pumpkins

Cyr

Etwas zu zerebrale Synthie-Musik ohne Stringenz

Wenn Billy Corgan seiner Liebe zu New Order Ausdruck verleihen will, nimmt er Soloalben auf („The FutureEmbrace“) oder bringt Dream­-Pop-Stücke auf Pumpkins­-Werken wie „ Adore“ unter. Elektro klingt bei ihm aber auch immer etwas künstlich.

„I rock your mind“, singt er in „Starrcraft“ zu einem stoischen E-­Beat, von dem kaum vorstellbar ist, dass sein sonst so genial­nervöser Drummer Jimmy Chamberlin ihn gern spielt. „Den Geist rocken“ beschreibt das Problem gut. Corgans SynthieSequen zer­Musik ist zu zerebral, zu wenig intuitiv. Und die Background-Sängerinnen Katie Cole und Sierra Swan, die für Kontrast durch Soul sorgen könnten, werden hier leider unterfordert. Selten agieren sie als Co­-Vokalistinnen, doppeln nur, dafür umso lauter, Corgans Spuren. „Schaudenfreud“ (sic!) ist trotz des Titels eine Trauerballade über gescheiterte Liebe. Corgan liebt deutsche Wörter, vielleicht auch Rechtschreibfehler.

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„Cyr“ wird als das zweite Doppelalbum nach „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ (1995) beworben. Das muss kein Grund sein, diese 20 Songs mit den 28 von damals zu vergleichen. Aber man macht es natürlich. Dass im Gegensatz zu früher erzählerische Stringenz fehlt (die Tracklist baute sich damals auf wie langsame Sonnenauf­ und ­untergänge), ist weniger bedauerlich als die proklamierte Opulenz von „Cyr“. Mit einer nicht außergewöhnlichen Gesamtlänge von 72 Minuten erscheinen die wahllos aneinandergereihten Songs zwar auf zwei LPs, aber auf nur einer CD.

Irritierender ist die hohe Frequenz, mit der Corgan seine Werke herausbringt. Seit 2017 erschienen zwei fiddelige Americana-­Alben und mit „Shiny And Oh So Bright“ ein „Volume  1“, das durch „Cyr“ kein „Volume 2“ erhielt, sich aber derselben „Metropolis“-­Coverästhetik bedient. Einen Monat vor dieser Veröffentlichung hat Corgan für 2021 bereits „Mellon Collie  2“ angekündigt, mit sogar 33  Songs und Erinnerungs-Welttournee. Dieser Schatten ist jetzt schon zu groß für „Cyr“. Unglückliches Timing, schlechtes Eigenmarketing. (Rykodisc/Warner)