The Smashing Pumpkins :: Earphoria
Das Album zum 94er Video – ein Rauschflug durch Billys Welten.
Corgan-Fans sind hier lang schon im Bilde: Die zehn Live-Cuts von „Earphoria“ sind zusammen bloß die Audioversion der 1994 veröffentlichten VHS „Viewphoria“, einem rumpelig klingenden Videotape, das die erste Phase der Smashing Pumpkins mit viel rohem Elan und der Aggression der ersten Tage in die Konserve zwängte. Das hier ist kaum mehr als ein Nebenprodukt; parallel erscheint in diesen Tagen das alte Videoband als DVD, auf der zusätzlich zufällig in Corgans Garage gefundenes Live-Material der „Siamese Dream“-Ära zu sehen ist.
Nun denn, die CD beschränkt sich auf besagtes bekanntes Material, und auch das ist freilich hübsch anzuhören. 1993 waren Corgan und seine Pumpkins noch eine gefährliche Band, die sich zu den Grunge-Kollegen aus Seatde in etwa verhielt wie Nosferatu zu Balu dem Bär. Diejenigen unter uns, die mit Pearl Jam im Bunde ungestraft jammerten und öffentlich litten, waren irgendwie unangenehm berührt von den gequälten Expertisen der Entfremdung der Pumpkins und wussten im Herzen, dass der Corgan am Ende der Coolere sein würde. Was er dann ja auch bald war.
Tatsächlich berührt beim Wiederhören von Stücken wie „Today“ und „Cherub Rock“ die Intensität, mit der die Pumpkins ihren Neon-Grunge rausplautzen, und auch den völlig ungenierten Metal inden Riffs von „Geek USA“ und „Silverfuck“ – hier wie gewohnt als bald viertelstündiger Rauschflug durch die vieldimensionalen Welten des Billy Corgan – hatte man schon fast vergessen.
Man soll das alles hier nicht romantisieren. Die Pumpkins waren eine Band, deren volles kreatives Potenzial erst im Verlauf des Reifeprozesses voll erkennbar wurde. Ob es dabei, wie man immer meint, nur die fortschreitende Entwicklung Corgans war, die hier das Niveau hob, wird sich bald zeigen – nun, da der Kürbis zerschmissen ist, und der, der ihn zerschmiss, allein dasteht.