The Strokes – Room On Fire :: RCA/BMG

Die Raumtemperatur bleibt zunächst ziemlich moderat.

Jenes erste Album war eine Überwältigung, ein Handstreich, ein Paradox: die Erinnerung an wildere Zeiten, an Velvet Underground (und die Voidoids!), Lederjacken, Turnschuhe und Unordnung auf, wenn nicht m den Köpfen. Aber auch wie wunderbar! – die Nonchalance, die Schmuddeligkett und das jugendliche Selbstvertrauen des Jahres 2001: ein paar nicht sehr gelungene Konzerte, eine sehr gelungene EP „Is This It“, bitteschön. Alles vollkommen New York, noch vor dem September, und anschließend mussten die Strokes die wenig schmeichelhafte Ode „New York City Cops“ vom Album nehmen. Von der amerikanischen Ausgabe, für die auch das aufreizende Cover-Motiv durch bunten Unfug ersetzt werden musste.

Ungestüm und Lässigkeit erreichten bei dieser Band also Grade, wie sie einst Marion Brando in „The Wild One“ etablierte. Aber es waren auch diese gottverdammten Drei-Minuten-Dramen, diese knappen, sirenenartigen Gitarren-Licks, die verzerrte Grandezza von Julian Casablancas entrücktem Gesang. Und hinter jeder Strophe mit nicht allzuviel Handlung kam noch eine halsbrecherische Melodie.

Und nun, da „Room On Fire“ tatsächlich fertig geworden ist, nachdem Nigel Godrich doch nicht der passende Produzent war und die Rüsterspionage zur Lachnummer wurde, jetzt hört man es: Die Strokes wollten sich verändern, aber nicht vieL Wahrscheinlich konnten sie auch nicht. Und deshalb war Godrich, der Zauberer von Radiohead, nicht der Mann für die kleine Kaschemme des Quintetts. Gordon Raphael übernahm und mischte Casablancas Krakeelen und Nölen wieder nach hinten, dazu verfremdet wie durch ein Walkie-Talkie, fast wie Mark E. Smith früher, doch ohne dessen Hass, dessen Bösartigkeit. Bei jedem Stück. Und natürlich gibt es wieder die beiden herrlich kürzelhaften Gitarren von Hammond und Moretti, den Strokes-Sound.

Und doch wundert man sich nach dem vierten, fünften Song, wenn die mit Nena-Synthesizer dudelnde Single „12:51“ schon vorüber ist, weshalb hier keine Melodie besticht, weshalb Casablancas gleichmütig seine Sentenzen leiert, die er am Ende dadurch akzentuiert, dass er ein Wort in die Länge zieht. Ein Manierist, jetzt schon! Man will ja nicht unbedingt gleich wissen, worüber er singt. Doch seine Lieder klingeln eher brütend denn wütend vor sich hin, deuten bei „Automatic Stop“ und „Between Love & Hate“ vorsichtig einen Reggae-Rhythmus an, bei „Meet Me In The Bathroom“ fast Affekt.

Aber komisch! Nachdem ich erst mal enttäuscht war, gefielen mir die Songs immer besser. Womöglich sind die Strokes weise vor ihren Jahren. Und wir auch nicht mehr die Jüngsten. (23. Oktober!)

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