The Style Council – The Sound Of… :: Polydor

Cappuccino Kid, der Manifest-Schreiber und Haus-Poet des Style Council, musste schon vier Mal Überstunden machen: Für drei Song-Sammlungen und die Gesamt-Box hat er seit 1993 erlesene Worte gefunden, obwohl dieses Ensemble doch ganz im langen, heißen Sommer des Moments verortet sein sollte. Paolo Hewitt meistert auch diesen Widerspruch wortmächtig und verschlungen, erzählt noch einmal die Geschichte vom Heraufdämmern 1983 bis zum Untergang 1990 – mit Wehmut natürlich, denn „77ie Cost Of Loving“ hätte ja nicht sein müssen und „Adventures Of A Pop Group“ bestimmt nicht 50.

Dabei weiß Hewitt, dass die Zeit der spitzen Schuhe, der weißen Levi’s, der filterlosen Zigaretten und der Sonnenbrillen ebenso vorbei war wie Parolen, Pamphlete, Slogans und modische Weltverbesserungsprogramme. Es war von Anfang an merkwürdig, wie der britische Proletarier Paul Weller plötzlich savoir-wre und dolce vita entdeckt haben wollte und ein Pullöverchen über den schmalen Schultern trug. Mick Talbot sah noch uncooler aus. Die Geistesverwandtschaft im Sinne einer neuen Jugend, eines Aufbruchs in undogmatische, gern schwarze Musik und dogmatische, gern sozialistische Politik wurde von Hewitt tapfer behauptet. Auch dem tatsächlich noch jugendlichen Trommler Steve White bescheinigte der Dichter enorme Lernfähigkeit. Am Ende war das Trio, erweitert um Wellers Muse Dee C. Lee, ein Haufen Schnösel.

Und doch: Die allerersten Singles damals, „Speak Like A Child“, „Headstart For Happiness“, „Long Hot Summer“, „My Ever Changing Moods“ – hach! Es waren nicht nur Weilers möglicherweise beste Arbeiten (musikalisch allemal attraktiver als die schlichten, redundanten Gitarrenkracher der Jam), sondern auch die gelungensten Soundtracks zum Jungsein Anfang der 80er Jahre. Die dürren, pickeligen Anzugtypen mit den zu kurzen Hosen blieben so britisch wie Plumpudding. Anders The Style Council: Man klaute bei altem Jazz und französischem Chanson, übte ein wenig das Idiom der Müßiggänger und machte in Bill Withers und Curtis Mayfield, in Funk und Sly Stone. Die großen Protest-Hymnen „Walls Come Tumbling Down“, „Shout To The Top!“ und „Homebreakers“ erinnern heute zumindest daran, wie Englands Hitparade 1984 aussah.

Und schon die Liner Notes von Paolo Hewitt bringen alles zurück.

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