The Thermals – The Body The Blood The Machine

Eine Orgel – aus irgendeiner Kirche, irgendeinem Gospel geborgt – kündigt frohlockend die Sintflut an. Hutch Harris fährt jedoch gitarrenverzerrt dazwischen. „God reached his hand down from the sky/ He flooded the land, then he set it afire“, singt er und zettelt auf „The Body The Blood The Machine“, dem dritten Album der Thermals, einen Guerillakrieg gegen die Allmacht der Religion an. Auf dem von Fugazis Brendan Canty produzierten Konzeptalbum sammeln The Thermais Geschichten aus einem zukünftigen faschistoiden Staat christlicher Fanatiker, den heutigen USA nicht ganz unähnlich. Im grimmigen Punkrock-Opener „Here’s Your Future“ erzählt die zum Duo geschrumpfte Band aus Portland vom Bau einer Arche, auf der sich Puritaner versammeln, um eine neue Herrenrasse zu gründen. Während Harris im Neo-Grunge von „I Might Need You To Kill“ paranoide Tötungsfantasien entwickelt, versucht er im atemlosen „A Pillar Of Salt“ durch einen verzweifelten Ausbruch dem totalitären Gottesstaat zu entkommen, scheitert aber und kehrt reumütig als verlorener Sohn zurück: Er vermisse seine Seele, er vermisse Gott, und er wolle endlich wieder zur Herde gehören, behauptet er im behäbig brummenden Riffmonster „Returning To The Fold“. Bei „St. Ross And The Swallow“ ist er aber, angetrieben von einer hartnäckigen Snare, schon wieder auf der Flucht. Und im moshenden „Back To The Sea“ widersetzt er sich endgültig dem Arche-Noah-Prinzip und beschließt, lieber zurück ins Meer zu kriechen.

Das Tolle an „The Body The Blood The Machine“ ist aber, dass man sich gar nicht unbedingt auf diese Story einlassen muss, sondern sich einfach über die unprätentiös eingängigen Songs freuen kann, denen auch das etwas stupide Schlagzeug (Bassistin Kathy Forster ist für den 2005 ausgestiegenen Drummer Jordan Hudson eingesprungen) nicht wirklich schadet: über „Test Pattern“, ein schlichtes Vier-Akkord-Plädoyer für die Liebe auf Probe, über das Anti-Einschlaflied „I Hold The Sound“ oder über den Politpunk-Kracher „Power Doesn’t Run On Nothing“. Da kann die Flut ruhig kommen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates