The Troggs – From Nowhere :: Repertoire

Unter der Rubrik „Beat“ konnte man das, was die Troggs spielten, ganz sicher nie einordnen. Als „Caveman Rock“ und „Trash Rock“ wurde später gern bezeichnet, was das Quartett aus Andover anfangs – Blaupause waren die frühen Kinks-Singles – spielte. „Lost Girl“ war noch nicht ganz die kontrollierte Kakofonie, zu der sie mit der zweiten Single fanden. Aber die katapultierte sie ab sofort an die Spitze der Hitparaden weltweit. Das war die Zeit, als hype noch half.

Der Journalist Keith Altham hatte Reginald Ball geraten, sich das Künstler-Pseudonym Reg Presley zuzulegen. Das half schon mal. Dann benannten sie sich von The Troglodytes (deutsch: Höhlenbewohner – zoologisch übrigens auch für Schimpansen) in The Troggs um, und auch das war eine weise Entscheidung. Die nächste stand an, als sie ihre zweite Single planten. Der Sänger hatte schon ein paar Songs geschrieben, als Manager Larry Page mit der Idee ankam, sie sollten doch eine Cover-Version von Chip Taylors „Wild Thing“ aufnehmen. Das war zwar ein Flop für die Wild Ones gewesen, Page betrachtete das trotzdem als ideale Steilvorlage für die Band. Er steckte sie ins Studio, und in wenigen Minuten hatten sie das und Reg Presleys „With A Girl Like You“ aufgenommen. Den ersten von vielen Krachen der nächsten Jahre gab’s, als die Gruppe für „Wild Thing“ als A-Seite votierte. Page gab nach.

Der Rest ist Pop-Geschichte. Egal, wie schräg Presley da sein Ocarina-Solo blies, um nicht so ganz als Höhlenmensch dazustehen: Dieser in nur zweieinhalb Minuten lustvoll primitiv hingerotzter Riff-Rock wurden unter den Garagen-Klassikern ein ganz großer. Weniger sexistisch, mehr schon der „I Want To Hold Your Hand“-Tradition verpflichtet war die nächste Single „With A Girl Like You“. Unverblümter dafür die B-Seite „I Want You“, genau genommen ein Remake von „Wild Thing“. Aber dann kam „I Can’t Control Myself“, die Single, die den Zensoren bei vielen Rundfunkstationen die Zornesröte ins Gesicht trieb. Nutzte aber nichts, schoss trotzdem wenige Monate später auf Platz 2 der UK-Hitparade.

Weniger vulgär, fast schon klassizistischer Rock’n’Roll trotz der sexuellen Konnotationen: ihre Version von Lee Dorseys „Ride Your Pony“. Bis sie dann mit Flower-Power-Pop („Night Of The Long Grass“, „Love Is All Around“) ihr Image komplett auswechselten. Aber das dokumentiert diese CD schon nicht mehr. Die konzentriert sich auf die Sturm-und-Drang-Monate des Jahres 1966, in denen die Troggs für eine kleine Weile den Pretty Things den Rang abliefen, aus dem Nichts kamen und bald wieder für viele Jahre dorthin verschwinden sollten.

Jahrelang nur in verhalltem Pseudo-Stereo zu hören, wurden die Original-LP (das Debüt-Album für das Fontana-Label) und die acht Bonus-Tracks in lupenreines Mono remastered. So richtig schön satt verzerrt klang das alles ja schon ewig nicht mehr. Aber eben so muss das klingen!

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