The United States Of America – The United States Of America

Wenn einer sich 1967 als avantgardistische Speerspitze der Rockmusik verstand, dann Joe Byrd, der mit U.C.L.A.-Kollegen schon mal munter Stockhausen und Cage improvisiert hatte, bevor er auf die Idee verfiel, es doch mal mit Rockmusik zu versuchen. Er kassierte deswegen nicht viel für das Album, das er damals maßlos von sich selbst überzeugt – aufnahm, die Publicity seitens der Plattenfirma war seiner Meinung nach gering, und der Nachruhm ließ auf sich warten. Aber „gealtert“ ist das Werk gar nicht mal so schlecht.

Zu seinen Lieblings-Bands gehörten damals Country Joe & The Fish, die Butterfield Blues Band, die erfolgreichen Jefferson Airplane und – die lauteste von allen – Blue Cheer. Das war Byrd alles noch nicht avantgardistisch genug. Ihm schwebte eine unerhörte Mischung aus fernöstlicher und afrikanischer Folklore mit möglichst noch lauter verstärktem Psychedelic Hard Rock vor. Neben eher konventionellem gehörte ungewöhnlicheres Instrumentarium zur Grundausstattung der Band wie elektrisch verstärktes Cembalo und Violine. Wobei wiederum Gordon Marron, der Mann an der Violine, auch diesen grässlich verzerrenden Ring-Modulator einsetzte. Unter Avantgarde verstand Joseph Byrd nun mal das genaue Gegenteil von Wohlklang. Ungeniert bekennt er hier, dass er sich für den Größten von allen hielt. O-Ton Byrd, 36 Jahre später: „I was confident that whatever the other couldn’t do I could write.“

Von einem derart grenzenlosen Selbstvertrauen ließ sich der Columbia-Boss rasch überzeugen. Dem musste Sängerin Dorothy Moskowitz keine eindeutigen Avancen machen wie Janis Joplin bei ihrem ersten legendären Auftritt im Büro von Clive Davis. Hier reichte eine Kassette mit ein paar Demos für einen Plattenvertrag. Die hätten ihn eigentlich warnen sollen. Denn was das Sextett dann in sechs Tagen unter Aufsicht von Produzent David Robinson aufnahm, war zwar kein „Interstellar Overdrive“-Trip, aber teils doch ziemlich schwerverdauliche musikalische Kost für diese Zeit: ein wüster Stil-Mix aus Psychedelica und mehr esoterischem Folk wie „Cloud Song“, „Stranded In Time“, bei dem die Beatles nicht zu überhören waren.

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