The Walkabouts – The Train Leaves At Eight

Man kann inzwischen schon den Überblick verlieren bei dieser Band, selbst wenn Mailorder-Projekte mal außen vor bleiben. Ja, manchmal ertappt sich gar der den Walkabouts prinzipiell Wohlgesonnene (wie ich) bei dem heimlichen Wunsch, Chris und Carla möchten doch mal etwas länger schweigen. Um dann noch einmal ganz tief ins Vakuum aus Erwartung, Erinnerung und Neugier vorzustoßen.

„The Train Leaves At Eight“, eine streng europäische Variante des CoverKonzepts von „Satisfied Mind“, wird als „Zwischendurch-Projekt“ charakterisiert – und damit schon ein Stück entwertet. Was viele der hier interpretierten und – wo nötig – ins Englische übertragenen Vorlagen nicht verdient haben. Und deren Autoren erst recht nicht, zumal wenn sie, anders als dEUS, Blumfeld oder Stina Nordenstam, eine potenzielle Neuentdeckung sind. Wie der Spanier Lluis Llach und sein zauberhaftes „Silenti“.

Dass sie einen dicken Koffer in der Alten Welt stehen haben, war schon immer klar. Dennoch überrascht der Radius, den die Walkabouts hier in einer geografischen Kurve durchschreiten, die auf dem Balkan beginnt, dann Südeuropa streift, um dann über Frankreich und Be-Ne-(kein Lux) schließlich in diesen Breiten und in Skandinavien zu enden. Dass dabei keine bloße Demonstration im Sinne eines „Guck mal, was wir alles kennen und schätzen“ herausspringt, zeugt vom Stil- und Formwillen der umbesetzten Band: Die Ex-Posies Joe Skyward und Brian Young besorgen jetzt für Fred Chaloner und Terri Moeller den meist getragenen Rhythmus. Jacques Brei mit Grunge-Tendenz („People Such As These“) ist aber nicht wirklich eine gute Idee.

Durchhalten bis ins letzte Drittel lohnt sich aber schon. Wegen Gast-Sängerin Robin Holcomb, die sich mit flehendem Gestus durch „Death’s Threshold Step No. 2“ von Midnight Choir zittert. Vor allem aber wegen der gespenstischen Version von „Leb wohl“ (Original: Neu!). De Niros Frankenstein taucht vor dem geistigen Auge auf, wie er gemeinsam mit seinem hassgeliebten Schöpfet; auf Eisschollen brennend, im Meer versinkt. „Bye, bye“ haucht eine Stimme, dann etwas bestimmter „Leb‘ wohl“, was sich freilich fast wie „Leb‘ voll“ anhört. So ist das eben: Wer das eine nicht kann, wird auch beim anderen scheitern.

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