The Weeknd

Starboy

Universal

Vom Starboy zum Starman ist es nicht weit. Abél Tesfaye hat den Titel seines dritten regulären Albums bewusst gewählt: als Hommage an David Bowie. Doch die Musik des Kanadiers äthiopischer Abstammung orientiert sich nicht an Glamrock und nicht an schrillen Ziggy-Kostümen. Tesfayes Projekt The Weeknd steht für die dunkle Seite des R&B, für einen neonschwarzen Hedonismus, der die Leere nach der Party für wichtiger hält als die Party selbst. Auf lustvolle Verausgabung, auf Kokain und schnellen Sex folgt geradezu zwangsläufig Traurigkeit. Das erinnert an Nicolas Winding Refns letzten Film, „The Neon Demon“, dessen Figuren sich in einer luxuriösen Zwischenwelt befinden: nicht tot, aber auch nicht mehr so richtig lebendig.

„Starboy“ wirkt zunächst eingängiger als der Vorgänger, „Beauty Behind The Madness“. Vor allem „­False Alarm“ kommt fast schon fröhlich aufgekratzt daher, mit bollerndem 80s-Elektropop und Wilde-Männer-Chören. Das dazugehörige Video ist allerdings an Brutalität und Fatalismus kaum zu toppen. Auch der von Daft Punk koproduzierte Titeltrack besitzt eine spielerische Leichtigkeit, ist aber durchdrungen von tiefer Melancholie: „House so empty, need a centerpiece“, klagt Tesfaye und beschreibt damit die Einsamkeit eines Superstars.

„Starboy“ spielt auf ­Albumlänge mit Stimmungen, die man so ähnlich auch aus Bowies dekadenter Thin-White-Duke-Phase kennt: Die Tanzfläche glitzert verführerisch, die Frauen sind willig, doch die Drogen haben längst das Kommando übernommen. Die eisige Kälte, die hinter all dem lauert, lässt sich nicht mehr betäuben. Dass ­Lana Del Rey in diesem R&B-noir-­Drama bei zwei Stücken mitwirkt, ist nur folgerichtig. In „Sidewalks“ erinnert sich Tesfaye gemeinsam mit Kendrick Lamar noch einmal daran, wie hart es war, sich bis ganz nach oben durchzukämpfen: „This is the life we always fantasized – rich-folk problems through a Queen Street nigga’s eyes.“ Ja, es ist einsam an der Spitze. Doch selten klangen Luxus­probleme so anrührend wie hier.