They Might BeGiants – Mink Car
Und wahrhaftig: Sie waren Riesen! Nur allzu gern erinnern wir uns an „They Might Be Giants“, an „Lincoln“ oder „Flood“. Ungemein sympathische, geistreiche und leider auch von so manchem als großer Jokus missverstandene Platten, die vor Genie und Melodienreichtum fast zu bersten schienen. Die Rolle der pfiffigen, studierten und neurotischen Großstädter war den beiden Johns, Flansburgh und Linnell, auf den Leib geschrieben. Mehrere Dutzend Songideen packten sie einmal in ihr Stück „Fingertips“ – und man fragte sich, ob die beiden New Yorker eigentlich noch alle Tassen im Schrank haben.
Im tollen „I Should Be Allowed To Think“ zitierten sie Ginsbergs „Howl“, vor langer Zeit erschienen dann noch „Factory Showroom“ und ein Live-Dokument, beides nicht der Rede wert. John und John war ganz einfach die Luft ausgegangen. Ein komplettes Album und eine EP sollen sie danach noch „ins Netz gestellt“ haben. Aber wer will schon ein They Might Be Giants-Album aus dem Netz?
„Mink Car“ kann man wieder regulär beim Höker erstehen, doch kaum jemand dürfte darauf gewartet haben. Zunächst: Schlecht sind die 14 neuen Stücke natürlich nicht. Zwei, drei zwar sind – wie so oft – überflüssig, „Drink!“ (recht lustig die Zeile „But what words rhyme with ,buried alive?'“) und „Hovering Sombrero“ gefährlich nah am Selbstplagiat gebaut. „Man It’s So Loud In here“ ist beinahe Disco, letztlich aber auch nur eine Travestie des alten Gassenhauers „Ana Ng“. Und der distinguierte Titelsong stellt die alte Frage: Meinen die das wirklich ernst? Irre zwei Minuten!
Ein Kompliment für die Auswahl der Single: So stumpf „Boss Of Me“ auch sein mag, so unwillkürlich man beim Hören an einen organisierten Kindergeburtstag bei „McDonald’s“ denken muss – es würde eine Lobotomie erfordern, um es wieder aus dem Kopf zu bekommen. Man stelle sich vor, dieses Liedchen könnte John und John nach über 15 Jahren den kommerziellen Durchbruch bescheren: Einen besseren Treppenwitz kann man sich gar nicht ausdenken.
